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Depressionen: Liegt die Krankheit in den Genen?

Natascha Koch  |  13.02.2021

Bei vielen Krankheiten spielt die erbliche Veranlagung eine wesentliche Rolle. Gilt das auch für Depressionen? Oder werden sie vor allem durch schwere Schicksalsschläge ausgelöst? Ein Experte erklärt, was Schwermut wirklich verursachen kann und was ins Reich der Mythen gehört.

Junges Mädchen, hält die Hände vor das Gesicht.
Leidet ein Familienmitglied an einer Depression, steigt das Risiko, selbst zu erkranken.
© Marjan_Apostolovic/iStockphoto

Tatsächlich treten Depressionen familiär gehäuft auf. „Leiden Verwandte ersten Grades unter Depressionen, so liegt das Risiko, selbst depressiv zu werden, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bei etwa 15 Prozent, was etwa dem Doppelten des Durchschnittswertes entspricht“, sagt Dr. Andreas Hagemann, Ärztlicher Direktor der Röher Parkklinik in Eschweiler. Bei eineiigen Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken sogar bei 50 Prozent, wenn ein Zwilling an einer Depressionen leidet.

Noch entscheidender als die genetische Vorbelastung seien allerdings Umweltfaktoren. Darunter verstehen Experten die Art und Weise, wie jemand gelernt hat, mit Stress, Verlusten oder anderen einschneidenden Lebensumständen umzugehen. Wurde dies im Elternhaus nur unzureichend vermittelt, weil etwa ein Elternteil selbst depressiv ist, gelte dies als wichtiger negativer Umweltfaktor. Dabei gilt: „Wer positiv denkt, ist gegen Verstimmungen besser gewappnet“, so Hagemann. Menschen mit negativen Denkmustern sind anfälliger für eine Depression, ebenso Personen mit hoher Leistungsorientierung oder dem Hang zum Perfektionismus.

„Natürlich haben Schicksalsschläge wie der Tod des Partners oder die Kündigung des Jobs gravierenden Einfluss auf unser psychisches Wohlbefinden“, betont Hagemann. Doch in der Regel führe nicht ein einziger Auslöser zur Depression, sondern die Wechselwirkung von Hirnstoffwechselstörungen und psychisch belastenden Situationen. „Vielfach führen auch alltägliche Überforderungen - wie etwa die Pflege eines schwer erkrankten Angehörigen - in die psychische Krise“, erläutert Hagemann. „Und auch die soziale Isolation, der Verlust des geregelten Tagesablaufes und der fehlende Austausch mit anderen Menschen in der derzeitigen Pandemie sind nicht zu unterschätzende Faktoren.“

Risikofaktoren: Alter und Depressionen

Daneben sind auch übergewichtige Menschen stärker gefährdet, eine Depression zu entwickeln. Neben Vorurteilen und Diskriminierungen, die das Selbstwertgefühl und die Stimmungslage beeinträchtigen, spielt bei Betroffenen auch eine erhöhte Produktion von Zytokinen (Botenstoffen) und die dadurch zunehmenden Entzündungsprozesse im Körper eine Rolle. „Nach neuesten Erkenntnissen sind etwa 25 Prozent aller stark übergewichtigen Menschen depressiv“, sagt Hagemann.

Auch das zunehmende Alter wirkt sich auf unsere Stimmungslage aus. Depressionen betreffen zwar alle Generationen, doch im Alter wächst das Erkrankungsrisiko. Wissenschaftler gehen davon aus, dass schätzungsweise zehn bis 20 Prozent aller Rentner über 65 betroffen sind. „Eine der Ursachen liegt sicherlich an der täglichen Konfrontation mit Krankheit und Verlust sowie Einsamkeit und Isolation“, sagt Hagemann. „Nicht selten führen die Pensionierung, und damit der Verlust eines wichtigen stabilisierenden, selbstwertstärkenden und sinnstiftenden Faktors, oder der Tod des Lebenspartners zu einer Depression oder verstärken diese.“

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