28.11.2018
70 Prozent des Tages verbringen Kinder und Jugendliche in Deutschland im Sitzen. Das ist viel zu viel, urteilen die Experten der Initiative Active Healthy Kids Germany. Sie haben die körperliche Aktivität in 10 Bereichen des täglichen Lebens beurteilt und in einem Bewegungs-Zeugnis festgehalten. Folgende Zensuren haben Deutschlands Kinder erhalten:
Körperliche Aktivität insgesamt: Note 4-
Nur 20 Prozent der Mädchen und Jungen bewegen sich jeden Tag mindestens eine Stunde lang, so wie es die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Mädchen sind weniger aktiv als Jungen und Jugendliche sind weniger aktiv als Kinder.
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Teilnahme am organisierten Sport: Note 2
70 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind Mitglied in einem Sportverein. Auch hier sind Mädchen weniger aktiv als Jungen. Die Mitgliederzahlen sind mit steigendem Alter etwas geringer.
Aktives Spielen: Note 4-
Weniger als 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen spielen aktiv mehrere Stunden am Tag. Kinder spielen mehr als Jugendliche und Mädchen etwas mehr als Jungen.
Aktiver Schulweg: Note 3-
Nur 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen laufen selbst zur Schule oder nutzen das Fahrrad. Über die Hälfte nutzt demnach öffentliche Verkehrsmittel oder wird von den Eltern zur Schule gefahren.
Sitzendes Verhalten: Note 4-
Rund 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen verbringen mehr als zwei Stunden sitzend vor dem Fernseher oder anderen Geräten mit Bildschirm.
Familie und Freunde: Note 2-
66 Prozent der Eltern sind regelmäßig körperlich aktiv und sind damit ein gutes Vorbild für ihre Kinder. 60 Prozent der Kinder fühlen sich in ihrer körperlichen Aktivität von Eltern und Freunden positiv unterstützt.
Schule: Note 2+
Sportunterricht ist Pflicht in allen Schulen, in der Regel steht Sport zwei Mal pro Woche auf dem Stundenplan. In Grundschulen ist zwar nur rund die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer qualifiziert, Sport zu unterrichten, in der Sekundarbildung sind es dagegen fast 100 Prozent. Die räumliche und materielle Ausstattung an den Schulen ist gut bis sehr gut. Zugang zu einem Schwimmbad haben etwa 70 Prozent der Schulen.
Kommune: Note 2+
Die meisten Städte und Gemeinden verfügen über eine gute Infrastruktur für körperliche Aktivität (Radwege, Tempo-30-Zonen, Spielplätze, Parks, Fußballplätze). Rund 75 Prozent der Eltern geben an, dass ihre Kinder ohne Aufsicht draußen spielen dürfen
Insgesamt fällt das Urteil damit ziemlich durchwachsen aus. Es zeigt einen deutlicher Kontrast: Während die äußeren Einflüsse und das Umfeld recht gut bewertet sind, ist das individuelle Bewegungsverhalten der Kinder beinahe mangelhaft. Mit seinem Zeugnis steht Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Drittel. Die besten Zensuren bekam Slowenien, gefolgt von Nepal, Japan und Dänemark.
„Gerade für Kinder ist Bewegung unheimlich wichtig. Wer sich als Kind zu wenig bewegt, bei dem besteht ein hohes Risiko, dass er dies auch als Erwachsener tut“, sagt die Studienleiterin Yolanda Demetriou, Professorin für Sport- und Gesundheitspädagogik an der Technischen Universität München (TUM). Das wiederum begünstige Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „In Deutschland ist körperliche Inaktivität die fünfthäufigste Todesursache“, so Demetriou weiter. Warum Kinder und Jugendliche trotz guter Rahmenbedingungen so wenig aktiv sind, wollen die Wissenschaftler der TUM weiter untersuchen.
NK