07.08.2018
Bislang ging man davon aus, dass Typ-2-Diabetes eine lebenslange Krankheit ist, die sich mit der Zeit verschlechtert. Neuere Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Zuckerkrankheit in ihren Anfängen durch eine deutliche Gewichtsreduktion bei fast der Hälfte der Patienten gestoppt werden könnte. Warum das Abnehmen vielen Diabetikern hilft, haben britische Forscher untersucht.
Wie sie im Fachblatt Cell Metabolism berichten, hing die positive Reaktion auf die Gewichtsabnahme offenbar damit zusammen, dass sich die Funktion der Betazellen in der Bauchspeicheldrüse früh und dauerhaft verbesserte. Der Hauptunterschied war die erste Phase der Insulinausschüttung. Als Reaktion auf einen Anstieg des Blutzuckers setzen die Zellen der Bauchspeicheldrüse Insulin in zwei Phasen frei. In der ersten Phase komme es zu einem starken Insulinanstieg, der bei Typ-2-Diabetikern typischerweise fehle, so die Wissenschaftler. Diese erste Phase verbesserte sich bei Diabetikern, die auf eine Gewichtsreduktion ansprachen, im Gegensatz zu jenen, bei denen sich der Gewichtsverlust nicht positiv auf die Zuckerkrankheit auswirkte. Der Fettstoffwechsel profitierte hingegen in beiden Gruppen von der Gewichtsabnahme.
Die neuen Erkenntnisse widersprechen der bisherigen Annahme, dass die Fehlfunktion der Betazellen bei Typ-2-Diabetes irreversibel ist. Ihre Beobachtungen könnten insbesondere für die Therapie in der Anfangsphase der Erkrankung wichtig sein, sagt Senior-Autor Roy Taylor von der Newcastle University. „Derzeit beinhaltet die frühe Therapie von Typ-2-Diabetes eine Zeit der Anpassung an die Diagnose, kombiniert mit einer Pharmakotherapie und Veränderungen des Lebensstils, die in der Praxis moderat sind“, sagt Taylor. Ihre Daten deuteten nun darauf hin, dass nach der Erstdiagnose ein substantieller Gewichtsverlust sinnvoll sein könnte, um die Betazellen zu retten. Da die aktuelle Studie Teilnehmer allerdings nur über ein Jahr verfolgt habe, seien Langzeitstudien nötig, um den langfristigen Effekt eines geringeren Gewichts zu verfolgen, so die Forscher.
HH