27.11.2019
Hautprobleme können auf einen bislang unentdeckten Typ-2-Diabetes oder eine mangelhafte Therapie bei Diabetikern hinweisen. „Zwischen 30 und 70 Prozent aller Diabetespatientinnen und -patienten weisen dermatologische Symptome und Erkrankungen auf“, sagt DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. Vermutlich begünstigen Entzündungsprozesse, Ablagerungen von zuckerhaltigen Substanzen in der Haut und die geschwächte Immunabwehr die Probleme mit der Haut.
Häufiges Warnzeichen: Bräunliche Flecken am Schienbein
Zu den häufigsten Hauterscheinungen bei Menschen mit Diabetes gehören bräunliche, narbenähnliche, rundliche Flecken, die sich meist über dem vorderen Schienbein zeigen. Die diabetische Dermopathie, wie die Pigmentveränderungen in der Fachsprache heißen, findet sich bei bis zu 70 Prozent aller Diabetespatienten. „Sie ist sehr oft das erste Anzeichen eines nicht erkannten Diabetes“, berichtet sagt Professor Dr. med. Claudia Pföhler von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum des Saarlandes. Wer solche Flecken an Schienbeinen, Unterarmen oder Füßen bemerkt, könne beim Hausarzt seinen Nüchtern-Blutzucker überprüfen lassen. Die gute Nachricht: „Die Flecken verschwinden, sobald der Diabetes eingestellt ist“, so die Dermatologin.
Hartnäckige Pilzinfektionen deuten auf Diabetes hin
Ein weiteres Warnzeichen für Diabetes sind stark ausgeprägte, hartnäckige Pilzinfektionen an Füßen, in den Leisten oder der Achselhöhle, unter der Brust, in der Scheide oder im Analbereich. „Chronische Pilzinfektionen mit ihrem quälenden Juckreiz gelten als Marker-Erkrankung für Diabetes mellitus“, sagt Pföhler. Betroffene suchen am besten neben einem Hautarzt auch den Hausarzt auf, um den Blutzuckerwert messen zu lassen.
Besondere Vorsicht ist bei Nagelpilz geboten: Er ist für Diabetespatienten ein Risiko, weil die Nagelschäden als Eintrittspforte für Bakterien dienen, die beispielsweise ein diabetisches Fußsyndrom befördern können. Um das zu vermeiden, können Ärzte die professionelle Fußpflege beim Podologen auf Rezept verordnen.
Juckreiz ist ein Alarmzeichen für Nierenschäden
Im Laufe ihrer Erkrankung leiden viele Diabetespatienten unter trockener Haut. Sie kann einen starken Juckreiz auslösen. Lässt sich dieser nicht durch klassische Therapien wie Kortisonsalbe oder Antihistaminika in den Griff kriegen, sollte der Arzt hellhörig werden. „Unstillbarer Juckreiz, der auf keine Therapie anspricht, ist bei Diabetespatienten ein Hinweis auf eine Nierenfunktionsstörung“, sagt Dr. med. Cornelia Woitek, die eine diabetologische Schwerpunktpraxis in Wurzen bei Leipzig leitet. Diabetes kann als Folgeerkrankung Schäden an den Nieren verursachen. Werden sie rechtzeitig erkannt, können sie gut behandelt werden.
Richtige Hautpflege beugt vor
Diabetiker können selbst einiges tun, um ihre Haut gesund zu halten. Besonders eignen sich feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte mit den Inhaltsstoffen Glyzerin, Panthenol, Hamamelis, Aloe Vera, Vitamin E und Harnstoff. In der kalten Jahreszeit rät Woitek zudem dazu, nicht zu heiß und zu lange baden und sich gut abzutrocknen, um nasse Hautstellen zu vermeiden. Nach dem Baden oder Duschen ist eincremen angesagt.
DDG/NK