24.06.2014
In Guinea, Sierra Leone und Liberia wurden an insgesamt mehr als 60 unterschiedlichen Orten Ebola-Patienten ausfindig gemacht. "Die Epidemie ist außer Kontrolle", sagt Bart Janssens, Programmverantwortlicher von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel. Bisher halten sich jedoch sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch das Auswärtige Amt mit einer Reisewarnung zurück.
Das Ausmaß der aktuellen Ebola-Epidemie ist beispiellos, was die geographische Verbreitung, die Zahl der infizierten Menschen und die Todesfälle betrifft. Seit Beginn der Epidemie im März gab es laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 567 Fälle von Infektionen und 350 Todesfälle. Ärzte ohne Grenzen ist derzeit die einzige Hilfsorganisation, die Ebola-Infizierte behandelt, doch die Teams vor Ort haben Schwierigkeiten, auf die große Zahl neuer Fälle und neuer Herde zu reagieren. "Wir haben unsere Grenzen erreicht", so Janssens.
"Die WHO, die betroffenen Länder und die Nachbarstaaten müssen alle Kräfte mobilisieren", sagt Janssen. Die Behandlung, die Aufklärungsarbeit und das Nachverfolgen der Personen, die Kontakt mit einem Infizierten hatten, müsse verstärkt werden. Wie groß diese Aufgabe ist, zeigt sich an der Zahl von über 4.000 Personen allein in Guinea, die ausfindig gemacht werden mussten und anschließen über 21 Tage unter Beobachtung stehen. Janssen: "Mit dem Auftreten neuer Herde besteht das ernsthafte Risiko einer Ausbreitung in weitere Regionen." Ebola sei nicht mehr länger ein auf Guinea beschränktes Gesundheitsproblem. Es betreffe ganz Westafrika.
Trotz der Situation empfiehlt die WHO derzeit keine Reise- oder Handelsbeschränkungen mit Guinea, Sierra Leone und Liberia. Auch das Auswärtige Amt rät bisher nicht von notwendigen Reisen nach Guinea und in die von der Epidemie betroffenen Nachbarländer ab. "Nach wissenschaftlicher Einschätzung und offiziellen Berichten besteht derzeit keine Gefahr für die Allgemeinheit", heißt es in einem aktuellen Hinweis des Amts im Internet.
MSF/RF