01.06.2016
„Hast du deine Pillen eingenommen? Lass den Nachtisch lieber weg! Und ein bisschen mehr Bewegung wäre auch nicht schlecht!“ Wenn Frauen nörgeln, weil sich ihre Männer zu wenig um ihre Gesundheit kümmern, kann das eine Ehe belasten. Für die Prävention und die erfolgreiche Behandlung von Diabetes scheint ein schlechtes Ehe-Klima aber hingegen gar nicht so schlecht sein.
Sind Männer mit ihrer Ehe eher unzufrieden, scheint dies zum einen die Entstehung von Typ-2-Diabetes zu verlangsamen und zum anderen die Behandlung der Zuckerkrankheit zu fördern. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher unter der Leitung des Soziologen Hui Liu von der Michigan State University. Diabetes sei eine Krankheit, bei der eine gute Überwachung mit häufigen Kontrollen nötig sei, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift The Journals of Gerontology Series B: Psychological Sciences and Social Sciences. Sie vermuten, dass Frauen ihre Ehemänner immer wieder drängen, darauf zu achten und dass dies zwar der Gesundheit gut tue, die Ehe jedoch mit der Zeit belasten könne.
Bei Frauen war es dagegen anders herum: Waren Frauen in ihrer Ehe glücklich, lag ihr Risiko, fünf Jahre später an Typ-2-Diabetes zu erkranken, niedriger. Frauen seien unter Umständen sensibler als Männer, wenn es um die Qualität einer Beziehung gehe, vermuten Liu und Kollegen. Ihrer Gesundheit profitiere daher womöglich eher von einer guten Ehe. Alles in allem stelle ihre Studie die traditionelle Annahme in Frage, dass eine schlechte Ehe-Qualität immer einen schlechten Einfluss auf die Gesundheit haben muss, so Liu. Darüber hinaus könne sie Familienforscher dazu ermutigen, verschiedene Ursachen für eine kriselnde Ehe zu unterscheiden – manchmal sei Nörgeln nur ein Ausdruck von Fürsorge, resümiert der Forscher.
HH