Entzündete Mandeln: Entfernen oder nicht?

Eine Operation, bei der die Mandeln entfernt werden, empfehlen Ärzte heute seltener als früher.

Kinder sind deutlich häufiger krank als Erwachsene.
Kinder sind deutlich häufiger krank als Erwachsene. Oft sind der Rachen und die Mandeln betroffen.
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"Kinder setzen sich permanent mit den Erregern aus ihrer Umgebung auseinander. In der Mundhöhle sind das hauptsächlich Viren und Bakterien", erläutert Fegeler. "Dadurch ist der gesamte Rachenring, dazu gehören auch die Gaumenmandeln, eigentlich dauerhaft leicht entzündet. Das ist nichts weiter als die immunologische Antwort auf die Erreger." Nur in manchen Phasen erkranken die Kinder sichtbar. "Bei einer Mandelentzündung haben die Kleinen meistens starke Schluckbeschwerden", so der Experte. Außerdem erhöht sich dann meist die Körpertemperatur, und die Kinder bekommen Fieber.

Dass Kinder häufiger als Erwachsene erkranken, sei normal: "Das Immunsystem muss noch lernen, auf Keime zu reagieren, indem es spezifische Antikörper bildet und ihre ›Baupläne‹ in sogenannte Gedächtniszellen ablegt. Dadurch kann es bei späteren Infektionen durch die gleichen Erreger sofort reagieren und den Infekt abwehren. Aus diesem Grund haben Kinder auch größere Mandeln. Hier finden viel mehr immunologische Prozesse statt als beim Erwachsenen." Die Mandeln bauen ihre Schutzfunktion noch aus. Erst ab dem 10. Lebensjahr verkleinern sich die sogenannten Tonsillen langsam.

Eine Mandelentzündung, die Tonsillitis, entsteht durch Viren oder auch Bakterien. "Eine virale Tonsillitis lässt sich ursächlich gar nicht behandeln", betont Fegeler. Der Körper braucht in dieser Zeit Ruhe und reichlich Flüssigkeit. Ibuprofen oder Paracetamol können Schmerzen lindern und das Fieber senken. "Ich empfehle außerdem das Gurgeln mit Salbeitee. Der wirkt entzündungshemmend. Oder: Eiswürfel aus Salbeitee – für einen besseren Geschmack eventuell mit etwas Honig versetzt – lutschen. Die Kälte reduziert zusätzlich den Schmerz und wirkt abschwellend." Apotheken beraten zu passenden Präparaten zum Gurgeln oder zur Schmerz- und Fiebersenkung.

Antibiotika, wenn nötig

Stellt der Arzt zweifelsfrei eine bakterielle Infektion der Mandeln fest, kann er zusätzlich ein Antibiotikum verschreiben. Erfahrene Ärzte können einen Bakterienbefall mitunter ohne Labortest erkennen. Sicherheitshalber kann auch ein Abstrich erfolgen. Das Antibiotikum sorgt dafür, dass der kleine Patient meist bereits nach 24 Stunden nicht mehr ansteckend ist. Außerdem klingen Entzündung und Fieber etwas schneller ab. Fegeler: "Antibiotika töten aber nicht nur die bakteriellen Erreger, die zur Tonsillitis geführt haben, sondern zum Beispiel auch ›gute‹ Darmbakterien. Sie sollten nur gegeben werden, wenn es tatsächlich nötig ist." Dann sei noch immer Penicillin das Mittel der Wahl. Wichtig: Es muss so lange eingenommen werden wie verschrieben – in der Regel sieben bis zehn Tage – und darf nicht sofort nach Abklingen der Symptome abgesetzt werden. Das könnte die Wirksamkeit beeinflussen und eventuell Resistenzentwicklungen fördern.

Möglichkeit Operation

Bei sehr häufig wiederkehrenden Entzündungen besteht auch die Option, die Mandeln zu entfernen. Häufig heißt in diesem Falle mindestens sechsmal im Jahr. Bei der vollständigen Entfernung, der sogenannten Tonsillektomie, handelt es sich um einen Eingriff unter Vollnarkose. Die Kinder brauchen danach laut Fegeler etwa eine Woche, um sich vollständig zu erholen. Er betont: "Man ist heutzutage zurückhaltender gegenüber operativen Eingriffen. Bei der Mandelentfernung kann es auch zu Komplikationen wie Nachblutungen kommen. Außerdem möchte man die Schutzfunktion der Mandeln erhalten."

Bei sehr häufigen eitrigen Entzündungen sei dieser Schutz allerdings nicht mehr unbedingt gegeben. Bei Kindern mit stark vergrößerten Mandeln besteht außerdem die Möglichkeit, diese nur teilweise zu entfernen, Ärzte sprechen dann von der Tonsillotomie. Das geschieht in der Regel ambulant, da es viel seltener zu Nachblutungen oder anderen Komplikationen kommt. Doch auch die Teilentfernung sehen die Leitlinien nur nach mindestens sechs Mandelentzündungen pro Jahr vor.

Katrin Faßnacht-Lee

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