Welche Ursachen kommen infrage?
Heß: „Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Koronare Herzerkrankungen und Bluthochdruck sind die häufigste Ursache. Danach ist Diabetes der zweithäufigste Grund für eine erektile Dysfunktion. Rund die Hälfte aller Diabetiker leidet innerhalb von zehn Jahren nach der Diagnose auch unter Erektionsstörungen. In beiden Fällen, also sowohl beim Diabetes als auch bei Herzerkrankungen kann die erektile Dysfunktion sogar ein erstes Symptom für die Erkrankung sein. Eine erektile Dysfunktion kann auch Folge eines Hormonmangels oder als Nebenwirkung einer Medikamenteneinnahme auftreten. Letzteres tritt in zehn bis 15 Prozent der Fälle auf. Schließlich kann sich ein ungesunder Lebensstil auch negativ auf die Potenz auswirken, also mangelnde Bewegung, Übergewicht, übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen. In manchen Fällen liegt auch eine psychische Ursache zugrunde.“
Welche Möglichkeiten gibt es, um Erektionsprobleme zu behandeln?
Heß: „Die medikamentöse Therapie mit sogenannten PDE5-Hemmern ist sehr weit verbreitet und meist der erste Schritt einer Therapie. Diese Medikamente sind in der Regel gut verträglich. In Einzelfällen kann es dennoch zu Nebenwirkungen kommen. Dazu zählen Naselaufen, Ohrensausen und Kopfschmerzen. Das hängt damit zusammen, dass die Medikamente die Durchblutung fördern. Deshalb rate ich Patienten, die Nitrat-basierte Blutdrucksenker nehmen, von einer medikamentösen Therapie ab.“
Gibt es wirkungsvolle Alternativen?
Heß: „Ja, die gibt es. Ist ein Hormonmangel nachgewiesen, können Sexualhormone verabreicht werden. Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) spritzen sich Betroffene nach vorheriger Anleitung durch den Arzt eine Lösung, die eine Erektion auslöst, direkt in den Penis. Alternativ kann der Wirkstoff über ein Stäbchen in die Harnröhre gebracht oder als Gel auf die Eichel aufgebracht werden, dann allerdings in höherer Dosierung, um eine Wirkung zu erzielen. So oder so ist zu beachten, dass der Wirkstoff die Wirkung von Blutgerinnungshemmern und Blutdrucksenkern verstärken kann. Eine weitere Möglichkeit ist die extrakorporalen Stoßwellentherapie. Dabei werden die Schwellkörper des Penis mit Ultraschallstoßwellen sehr niedriger Energie behandelt. Dadurch wird die Bildung neuer Blutgefäße im Penis stimuliert, um die Durchblutung und damit die Erektionsfähigkeit zu verbessern. Daneben kann mithilfe von Vakuumpumpen ein Unterdruck erzeugt werden, um Blut in den Penis zu saugen. Schließlich können mit einer Operation künstliche Schwellkörper in den Penis implantiert werden. Beide Verfahren sind sehr gut wirksam und haben nur wenige Nebenwirkungen. Viele Männer haben initial Vorbehalte gegen diese sogenannten Penisprothesen; die Zufriedenheitsraten nach der Operation sind allerdings sehr hoch. Ich rate Betroffenen dazu, offen mit ihrem Arzt zu sprechen und gemeinsam die für sie am besten geeignete Behandlung auszuwählen.
Welche Kosten kommen auf Patienten zu? Was übernimmt die Krankenkasse?
Heß: „Die Kosten für eine Vakuumpumpe, die Testosteron-Ersatz-Therapie und für operative Eingriffe werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Alle anderen Therapien müssen Betroffene selbst zahlen.“