04.04.2018
Obwohl Antibiotika nur bei bakteriellen Infekten wirken, erwarten viele junge Erwachsene auch bei einer harmlosen Erkältung, dass ihr Arzt ihnen ein Antibiotikum verordnet. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Krankenkasse DAK-Gesundheit, für die das Forsa-Institut mehr als 3.000 Menschen in Deutschland befragt hat.
Die Umfrage zeigt, dass fast jeder zweite junge Erwachsene im vergangenen Jahr Antibiotika verschrieben bekommen hat. Viele dieser Verordnungen waren fragwürdig: Jeder Fünfte hatte eine Erkältung, bei der kein Antibiotikum nötig ist. Zudem gaben 72 Prozent der Befragten an, eine Antibiotika-Verordnung zu erwarten, wenn ihre Erkältungsbeschwerden nicht von selbst besser werden. Vor allem die jungen Erwachsenen setzen auf diese Wirkstoffe. „Diese Erwartungshaltung ist problematisch, vor allem, wenn sie sich auf das Verordnungsverhalten der Ärzte auswirkt“, kommentiert Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Antibiotika sind lebensrettende Medikamente, die wir dringend benötigen. Werden sie unkritisch eingenommen, verschärft sich das Risiko der Resistenzbildung. Deshalb brauchen wir einen Bewusstseinswandel in Deutschland.“
Die Umfrage zeigt auch, dass viele Deutsche über die Einsatzgebiete der Wirkstoffe nicht ausreichend informiert sind. 31 Prozent der Befragten denken, Antibiotika würden bei Virusinfekten wirken, 19 Prozent erhoffen sich Hilfe bei Pilzinfektionen. Dabei dienen die Medikamente nur der Behandlung bakterieller Infektionen – bei Erkältungen oder der Grippe sind sie wirkungslos. Offenbar spielt das Alter beim Umgang mit den Medikamenten eine Rolle: Die Gruppe derjenigen, die bei hartnäckigen Beschwerden ein Antibiotika-Rezept erwarten, ist bei jungen Menschen besonders groß (78 Prozent). Die über 60-Jährigen sind zurückhaltender, von ihnen erwarten dies jedoch immerhin noch 67 Prozent.
DAK/NK