Dr. Frank Schäfer
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01.12.2020
Auch wenn Anzeichen eines Infektes in der kalten Jahreszeit in allen Jahren zuvor nur selten Bedrohliches ankündigten, so leben wir im Moment nicht in normalen Zeiten. Daher fragt man sich bei jedem Halskratzen, ob das denn schon erste Anzeichen einer Coronavirus-Infektion sind. In aller Regel kann man zwar Entwarnung geben. Doch bestimmte Warnzeichen bei erkältungsähnlichen Beschwerden, von denen im Folgenden einige aufgelistet sind, sollte ein Arzt abklären. Und das gilt nicht nur wegen einer eventuellen Infektion mit dem CoronavirusSARS-CoV-2.
Hohes Fieber
Erwachsene entwickeln bei gewöhnlichen Erkältungen eher leichtes Fieber oder es bleibt sogar aus, gerade im Alter. Bei hohem Fieber sollte man daher ärztlichen Rat einholen. Am besten kommt der Arzt zu einem Hausbesuch, sofern das noch möglich ist. Oder man spricht ihn in einer Videosprechstunde, wenn er sie anbietet. Eine typische, mit hohem Fieber verbundene Erkrankung kann zum Beispiel die Grippe oder eine bakterielle Lungenentzündung sein. Zu beachten sind auch Zusatzsymptome wie etwa Schüttelfrost, Atemnot, Schmerzen in der Brust, starke Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, Bewusstseinstrübungen, gerötete, schmerzende und geschwollene Gelenke oder Hautausschläge. Auch bei der durch Coronaviren ausgelösten Covid-19-Erkrankung kommt Fieber vor, nach Angaben des Robert Koch-Institutes in 38 Prozent der Fälle.
Starker Husten
Husten tritt bei Erkältungen oft auf, meist aber nicht lange. Mitunter verbleibt nach der Hochphase der Erkältung einige Tage noch ein leichter Reizhusten. Aber auch bei Husten kann es Ausprägungen und Begleitsymptome geben, die als mögliche Warnzeichen für schwerere Leiden gelten. Hierzu zählen Bluthusten zum Beispiel, oder über mehr als sieben bis zehn Tage unverändert anhaltender Husten, hohes Fieber, Brustschmerzen, diese auch atemabhängig, pfeifende Atmung, Atemnot oder eine bläuliche Verfärbung von Haut und Schleimhäuten. Dauerhusten kann unter anderem Zeichen schwererer Atemwegs- beziehungsweise Lungenleiden sein, so etwa der chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD). Bei Covid-19 tritt in etwa 45 Prozent der Fälle ein meist trockener Husten auf. Auch Kurzatmigkeit ist möglich.
Kopfschmerzen
Sie stellen im Rahmen einer Erkältung nichts Ungewöhnliches dar. Gerade wenn sich die Infektion in Nasenneben- oder Stirnhöhlen ausbreitet, macht sich das unter anderem durch Schmerzen im Kopf- beziehungsweise Gesichtsbereich bemerkbar. Diese verstärken sich typischerweise beim Bücken. Besonderes Augenmerk sollte man auf Kopfschmerzen haben, wenn sie plötzlich und ungewohnt stark ausfallen oder sich einseitig, mit Brustschmerzen, mit Krämpfen, mit Seh- und Sprachproblemen sowie Lähmungen, mit hohem Fieber und Nackensteife, mit Verwirrtheit, Desorientiertheit oder Gangstörungen bemerkbar machen. Starke Kopfschmerzen kommen unter anderem bei Krankheiten wie Schlaganfall, Hirnblutung oder Hirnhautentzündungen vor. Auch bei Covid-19 leiden Patienten mitunter an Kopfschmerzen.
Hals- und Rachenschmerzen
Besonders typisch für Erkältungen sind ein Kratzen und später Schmerzen im Hals- und Rachenbereich. Teils tritt auch Heiserkeit bis hin zum Ausbleiben der Stimme auf. Hohes Fieber sowie ausgeprägte Hals- und Kopfschmerzen sowie Schluckbeschwerden deuten auf einen zusätzlichen Bakterienbefall hin. Im Hals erkennt man rote, geschwollene Mandeln mit weißlichgelblichen Belägen oder, meist bei fehlenden Mandeln, rote und verdickte Seitenstränge. Am Hals schwellen die Lymphknoten an. Hier muss der Arzt über die Therapie etwa mit Antibiotika entscheiden. Auch bei bellendem Husten sollte man den Arzt zurate ziehen. Das gilt ebenso, wenn Beschwerden im Rachen- und Halsbereich oder Heiserkeit lange anhalten. Halsschmerzen kommen auch bei Covid-19 vor.
Schnupfen, Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns
Diese Beschwerden stellen ein leidiges Problem für Erkältete dar. Kann man kaum mehr etwas riechen und schmecken, erscheinen einem alle Mahlzeiten fade. Zum Glück betrifft das nicht alle Erkälteten gleichermaßen, und meist vergehen diese Störungen nach der Erkältung mit der Zeit wieder. Laut Daten des Robert Koch-Institutes haben auch 15 Prozent der Covid-19-Patienten mit diesen Problemen zu kämpfen, andere Quellen gehen von deutlich höheren Prozentsätzen aus. Auffällig ist, dass die Geruchs- und die Geschmacksstörungen auch ohne Schnupfen auftreten. Die Probleme können mitunter länger bestehen bleiben. Kommt es anhaltend und unabhängig von Covid-19 oder Erkältungen zu Veränderungen des Geruchs- und Geschmackssinnes, sollte man auch einen Neurologen befragen. Solche Beschwerden
können auf neurologische Leiden hindeuten. Bekommt man Fließschnupfen, Kratzen im Hals, juckende, gerötete und tränende Augen, fühlt sich aber nicht so richtig erkältet, könnte eine Allergie vorliegen. Allergologisch geschulte Ärzte beraten hierzu.
Gliederschmerzen
Bei gewöhnlichen Erkältungen kommen auch Gliederschmerzen vor, in der Regel aber nicht sehr ausgeprägt. Stärker allerdings fallen sie oft bei einer Virusgrippe aus. Ansonsten weisen anhaltende und mit weiteren Symptomen verbundene Gliederscherzen sehr vielfältige Ursachen auf und müssen vom Arzt untersucht werden.
So bedrohlich eine solche Auflistung auf den ersten Blick klingt: In der Regel bleibt eine Erkältung einfach nur eine Erkältung und damit meist harmlos. Auch bei einer Coronavirus-Infektion geht das Robert Koch-Institut in etwa 80 Prozent der Fälle von einem eher milden Verlauf aus. Trotzdem muss man aktuell bei erkältungsartigen Symptomen vorsichtig sein, sich zu Hause auskurieren und bei stärkeren Beschwerden
ärztlichen Rat suchen. Das gilt besonders auch für ältere Menschen und Risikopatienten. Am besten ruft man zunächst beim Hausarzt an, außerhalb der Sprechzeiten beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der 116117. Welche Symptome für einen Coronaverdacht sprechen und wie man sich dann verhalten soll, erläutert das Robert Koch-Institut auf seiner Internetseite.