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Erste Corona-Welle: Dunkelziffer lag bei 80 Prozent

Natascha Koch  |  15.04.2021

Als die erste Corona-Welle im Frühjahr 2020 über Deutschland rollte, wurde im Vergleich zu heute nur wenig getestet. Wissenschaftler aus Erlangen und Regensburg haben jetzt untersucht, wie viele Bürger im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth infiziert waren, ohne davon gewusst zu haben. Dabei zeigte sich, dass 80 Prozent der Infektionen durch die damalige Teststrategie nicht erfasst wurden.

Junge Frau mit Maske, hustet in die Hand.
Gerade junge Menschen ohne erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf wurden während der ersten Welle kaum auf das Coronavirus getestet.
© Maksym Belchenko/iStockphoto

Mit mehr als 1.500 registrierten Coronavirus-Infizierten pro 100.000 Einwohner bis Herbst 2020 war Tirschenreuth der am stärksten von der ersten Corona-Welle betroffene Landkreis in ganz Deutschland. Die Teststrategie war damals jedoch noch eine andere als heute. Wissenschaftler der Universitätsklinika Regensburg und Erlangen wollten daher herausfinden, wie hoch der Anteil an unerkannten Infektionen war. Dazu luden sie 6.600 Bürger ab 14 Jahren ein, davon meldeten sich mehr als 4.200 Freiwillige für eine Blutabnahme zur Bestimmung von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern.

Dunkelziffer von 92 Prozent bei Jüngeren

Die Auswertung der Studiendaten ergab, dass 8,6 Prozent der Tirschenreuther Bevölkerung ab 14 Jahre im Juni 2020 Antikörper gegen das SARS-CoV-2 aufwiesen und eine Infektion mit dem Virus durchlaufen hatten. Umgerechnet bedeutet das: 80 Prozent aller Infektionen wurden durch die damalige Teststrategie nicht erfasst. Die Dunkelziffer war am höchsten in der Gruppe der 14 bis 20-Jährigen, hier lag sie bei knapp 92 Prozent. Untersuchungen zum Einfluss des beruflichen Umfeldes zeigten auch, dass medizinisches Personal im Landkreis Tirschenreuth ein etwa zweifach höheres Risiko hatte, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, als andere Berufsgruppen. Personen, die im Supermarkt arbeiteten, steckten sich nicht häufiger an.

Die Studie ist noch nicht beendet: Eine Folgeuntersuchung fand bereits im November 2020 statt und eine zweite Folgeuntersuchung ist für Ende April 2021 angesetzt. Dabei soll auch geprüft werden, wie lange die durch eine Infektion hervorgerufene Immunität anhält.

Quelle: 10.1101/2021.03.29.21254343

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