Eine möglichst genaue Kohlenhydratberechnung ist für Menschen mit einer intensivierten Insulintherapie sinnvoll, um Lebensmittel und benötigte Insulinmenge aufeinander abzustimmen. Auch das Verhältnis von Eiweiß und Fett kann auf den Blutzuckerverlauf Einfluss nehmen. Hier kommt eine Fett-Protein-Einheit, kurz FPE, ins Spiel.
Was paradox klingt, ist durchaus möglich: neben Kohlenhydraten können auch Fett und Eiweiß Einfluss auf den Blutzuckerspiegel von Menschen mit Diabetes nehmen. Um die jeweils erforderliche Insulindosis zu bestimmen, gibt es deshalb auch die Möglichkeit dies mittels einer Fett-Protein-Einheit (FPE) zu tun. Dies ist eine Option, wenn ein Lebensmittel oder Gericht überwiegend aus Eiweiß und Fett besteht – zum Beispiel bei einer ketogenen Ernährung. Ein typisches Gericht wäre hier Steak, Hähnchen oder Fisch mit Salat, jedoch ohne Brot oder andere kohlenhydrathaltige Lebensmittel.
Die FPE entspricht einer Energiemenge von hundert Kilokalorien durch Fett und Eiweiß. Zur Ermittlung der Fett-Protein-Einheit wird die Kalorienmenge aus Eiweiß und Fett durch hundert dividiert. Besteht das Gericht zusätzlich aus einer kohlenhydrathaltigen Komponente, muss der entsprechende Energiegehalt vom gesamten Kaloriengehalt der Mahlzeit abgezogen werden. Demnach entspricht die Fett-Protein-Einheit hundert Kilokalorien aus Fett mit neun und Eiweiß mit vier Kilokalorien pro Gramm.
Wann macht eine FPE-Berechnung Sinn?
Enthalten kohlenhydrathaltige Speisen zusätzlich Eiweiß und Fett, wird deren Energiemenge mit rund 50 Kilokalorien veranschlagt. Erst wenn diese Menge deutlich überschritten wird oder der Kohlenhydratanteil der Mahlzeit sehr niedrig ist, kann die Zuhilfenahme der Fett-Protein-Einheit sinnvoll sein.
Was ist bei der Insulingabe wichtig?
Experten empfehlen die Insulinmenge bei einer betont eiweiß-, und fetthaltigen Mahlzeit verzögert, binnen ein bis vier Stunden nach der Mahlzeit zu spritzen. Denn insbesondere Fett verzögert die Magenentleerung. Würde zu früh oder zu viel Insulin gespritzt, besteht sonst die Gefahr einer Unterzuckerung. Dabei hat es sich bewährt, die Fett-Protein-Einheit nur mit der Hälfte der Insulinmenge abzudecken, die sonst für eine Kohlenhydrateinheit (KE) gespritzt wird. Menschen mit einer Insulinpumpentherapie können dies einfacher handhaben als bei der Injektion mittels Insulinpen. Dazu programmieren sie einen verzögerten Bolus. So wird die Insulindosis über einen längeren Zeitraum abgegeben. Die Menge ist abhängig von der Höhe der Fett-Protein-Einheit. Als Richtwerte gelten bei einer FPE (die 100 kcal enthält), etwa drei Stunden, bei zwei FPE (mit 200 kcal) vier Stunden, bis hin zu vier FPE und mehr über sechs bis acht Stunden. Bei der Nutzung eines Insulinpens ist es ratsam, sich Stück für Stück an eine individuelle Lösung heranzutasten. Hier kann für eine FPE nach etwa drei Stunden Insulin nachgespritzt werden. Ganz gleich ob Pumpe oder Pen: der Blutzucker sowie die Insulindosis müssen wegen einer möglichen Unterzuckerungs-Gefahr im Auge gehalten werden. Ausschlaggebend hierfür ist zudem, ob und wieviel Alkohol getrunken wurde. Denn auch er kann zur Unterzuckerung beitragen.