01.02.2016
Würde man eine Beliebtheitsskala der Körperstellen aufstellen, an denen man am liebsten Fieber misst, dürfte der Po wohl das Schlusslicht bilden. Wenn es jedoch um die Genauigkeit geht, ist die rektale Fiebermessung allen anderen Methoden weit überlegen.
Bei Fiebermessungen im Ohr, an der Schläfe, unter der Achsel oder unter der Zunge kann es zu Abweichungen von bis zu zwei Grad Celsius kommen. Das haben Forscher um Daniel J. Niven von der Universität Calgary in Kanada bei einer Metaanalyse von 75 Studien festgestellt. Bei diesen sogenannten peripheren Messungen wichen die Temperaturen bei Erwachsenen mit Fieber um minus 1,44 Grad Celsius bis plus 1,46 Grad Celsius von der tatsächlichen Temperatur ab. Bei Kindern lagen die Abweichungen zwischen minus 1.49 Grad Celsius bis plus 0.43 Grad Celsius, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine berichten. Noch ungenauer waren die Messungen bei Erwachsenen, wenn eine Unterkühlung vorlag: Hier lagen die Messwerte bis zu 2,07 Grad zu niedrig beziehungsweise bis zu 1,90 Grad zu hoch. Eine akzeptable Abweichung von +/- 0,5 Grad Celsius war mit peripheren Thermometern nicht erreichbar.
Am sichersten sei die der Studie zufolge eine zentrale Messung: Das bedeutet in der Pulmonalarterie, der Harnblase, der Speiseröhre oder – als einzige Variante für den Hausgebrauch - im Rektum, also im Po. Sicher sei nicht immer notwendig, die ganz genaue Gradzahl zu wissen. Manchmal jedoch schon: Zum Beispiel, wenn die Körpertemperatur einen Hinweis auf eine Infektionskrankheit geben kann oder wenn die Fiebermessung wichtig ist, um eine Diagnose zu stellen, über eine Therapie zu entscheiden oder diese zu überwachen.
HH