27.01.2017
Deutlich mehr Frauen als Männer sterben an Herzschwäche, Rhythmusstörungen und Klappenerkrankungen. Ein Grund dafür könnte die ungleiche medizinische Versorgung sein, da Frauen deutlich seltener aufgrund von Herzkrankheiten behandelt werden als Männer. Das geht aus dem aktuellen Herzbericht hervor, den die Deutsche Herzstiftung jährlich in Zusammenarbeit mit den ärztlichen Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Herzchirurgie (DGTHG) und Kinderkardiologie (DGPK) erstellt.
110.915 Frauen gegenüber 97.061 Männern starben im Jahr 2014 an Herzkrankheiten. Besonders auffallend sei die deutlich höhere Sterblichkeit bei Frauen mit Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen und Herzklappenerkrankungen. „Frauen mit diesen Herzkrankheiten haben offensichtlich eine ungünstigere Prognose als männliche Patienten“, sagt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Dieser Unterschied bestehe seit Jahren und stehe im Kontrast zur Häufigkeit der Erkrankungen, die bei Männern deutlich höher sei. Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen seltener behandelt werden als Männer:
So erhielten deutlich weniger Frauen eine Linksherzkatheter-Untersuchung (LHK): 2015 waren 35,4 Prozent der LHK-Patienten Frauen gegenüber 64,8 Prozent Männern. Niedrig fiel auch der Frauenanteil bei den perkutanen Koronar-Interventionen (Ballondilatation, Stent-Einbringung) aus: 2015 waren nur 28,3 Prozent der PCI-Patienten Frauen. Ähnlich verhält es sich bei den Bypass-Operationen: von 51.941 Eingriffen wurden Frauen mit 11.521 Eingriffen deutlich seltener operiert als Männer mit 40.420 Operationen. Zudem bekamen Männer (45 Prozent) deutlich häufiger Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen (25 Prozent). „Ob ein Zusammenhang zwischen diesen Unterschieden in der medizinischen Versorgung und der ungünstigeren Prognose besteht, müssen zukünftige Analysen klären. In jedem Fall müssen Frauen ihrer Herzerkrankung entsprechend diagnostisch und therapeutisch so weit versorgt werden, dass ein Ungleichgewicht in der Sterblichkeit nicht auf Versorgungsunterschieden beruht“, betont Meinertz. Allerdings müssten frauenspezifische Besonderheiten wie hormonelle Unterschiede und Stoffwechselprozesse, unterschiedliche Anatomie der kleinen Herzkranzgefäße und die verminderte Wahrnehmung von Herzinfarkt-Symptomen in diese Analyse einfließen, so der Experte.
Deutsche Herzstiftung/NK