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04.05.2021
Bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) nur Schwangeren mit Vorerkrankungen, das Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung abzuwägen und sich im Einzelfall impfen zu lassen. Angesichts der positiven Erfahrungen anderer Länder mit der Impfung und der stärker werdenden Beweise zu den Gefahren einer SARS-CoV-2-Infektion für Mutter und Kind haben die verschiedenen deutschen gynäkologischen Fachgesellschaften und Arbeitsgemeinschaften nun eine eigene Empfehlung veröffentlicht. Nach sorgfältig geführter Nutzen-Risiko-Abwägung empfehlen sie, Schwangere priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff gegen Covid-19 zu impfen. Dafür kommen nach derzeitigem Stand die Vakzinen Tozinameran (Comirnaty®) von Biontech/Pfizer sowie die Covid-19 Vaccine Moderna infrage.
Covid-19 ist für Schwangere und Babys gefährlich
Die Fachgesellschaften weisen darauf hin, dass mehrere Länder wie Belgien, die USA, Israel und das Vereinigte Königreich Schwangeren bereits die Covid-19-Impfung empfehlen. Laut dem „V-safe Pregnancy Register“ der USA gebe es keine Hinweise darauf, dass die Impfung bei Schwangeren zu Komplikationen führt. Und auch was die Verträglichkeit und Antikörperbildung angeht, gebe es derzeit keine Bedenken.
Zudem verdichten sich die Hinweise, dass eine SARS-CoV-2-Infektion für Schwangere und deren Babys gefährlich sein kann: Zahlen aus dem deutschen CRONOS-Register zeigen, dass eine von 25 Schwangeren intensivmedizinisch behandelte werden musste. Davon benötigte jede fünfte Patientin eine Atemunterstützung und eine von zehn eine ECMO-Therapie. Vorerkrankungen der Schwangeren wie Diabetes oder Adipositas sowie ein Alter über 35 Jahren steigern das Risiko. Die Sterberate von Schwangeren mit Covid-19 sei um den Faktor 26 höher. Zudem bestehe ein bis zu 80 Prozent höheres Risiko einer Frühgeburt durch eine SARS-CoV-2-Infektion, heißt es in der Empfehlung weiter. Die Rate der Totgeburten sei um den Faktor 2,11 erhöht.
„Bereits bei asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion haben Schwangere ein über 80 Prozent erhöhtes Risiko für eine Präeklampsie“, warnen die Fachgesellschaften. Bei schweren Verläufen steige das Risiko auf über das Vierfache an. Und das Risiko für ein thromboembolisches Ereignis, das bei Schwangeren ohnehin erhöht ist, steigt noch einmal um den Faktor 4,5.