12.12.2017
Von manchen Frauen als „fast immer tödlich endender Männerschnupfen“ belächelt, könnte die vielzitierte Männergrippe doch Realität sein. Der kanadische Wissenschaftler Dr. Kyle Sue vermutet, dass evolutionäre Faktoren hier eine Rolle spielen könnten und plädiert für männerfreundliche Genesungszonen.
In einem Artikel, der in der Weihnachtsausgabe der Fachzeitschrift The BMJ veröffentlicht wurde, ging der Wissenschaftler der Memorial University of Newfoundland der Frage nach, ob es den berühmt-berüchtigten Männerschnupfen tatsächlich gibt. Bei der Analyse entsprechender Studien fand Sue einige Hinweise darauf, dass an Grippe erkrankte Männer in der Tat ein höheres Risiko für Krankenhaus-Einweisungen und eine höhere Sterberate haben könnten als Frauen im gleichen Alter. Bei vielen akuten Atemwegserkrankungen waren Männer ebenfalls anfälliger für Komplikationen und hatten eine höhere Sterberate. Darüber hinaus gebe es Hinweise, dass Männer stärker unter viralen Atemwegserkrankungen leiden als Frauen, weil sie ein weniger robustes Immunsystem hätten. Aufgrund seiner Ergebnisse hält der Wissenschaftler die derzeitige Definition einer Männergrippe für ungerecht. Nach dieser handelt es sich um eine Erkältung oder ähnlich leichte Erkrankung, deren Symptome von Männern übertrieben schwer dargestellt werden.
Das schwächere Immunsystem könnte jedoch einen evolutionären Vorteil haben, glaubt Sue. Es habe Männern erlaubt, ihre Energie in andere biologische Prozesse zu investieren, zum Beispiel in Wachstum, sekundäre Geschlechtsmerkmale und Reproduktion. Das typische Verhalten bei einer Männergrippe diene möglicherweise der Einsparung von Energie. „Auf der Couch zu liegen, nicht aus dem Bett aufzustehen und bei den täglichen Aktivitäten Unterstützung zu bekommen, könnten ebenfalls evolutionäre Verhaltensweisen sein, die vor Beutegreifern schützten“, sagt Sue. Es sei vielleicht an der Zeit, männerfreundliche Räume mit riesigen Fernsehern und Liegesesseln zu schaffen, in denen sich Männer sicher und geborgen von den schwächenden Auswirkungen der Männergrippe erholen können, so die augenzwinkernde Empfehlung des Wissenschaftlers.
HH