22.06.2015
Deutsche Wissenschaftler konnten jetzt mit einer „Wiese-im Labor“-Studie einen Zusammenhang bestätigen, von dem viele Betroffene und Mediziner schon lange überzeugt sind: Der Flug von Gräserpollen wirkt sich auf die chronische Hautkrankheit Neurodermitis negativ aus.
Bei Neurodermitis-Patienten verschlechterte sich das Krankheitsbild, wenn sie Pollen ausgesetzt waren. Das konnten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM und der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) zeigen. Die Wissenschaftler hatten Studienteilnehmer mit Neurodermitis in die sogenannte „Wiese im Labor“ gesetzt, einen Spezialraum, in dem Gräserpollen wie auf einer natürlichen Sommerwiese fliegen. Dabei beobachteten sie, dass die Teilnehmer mit sichtbaren Neurodermitis-Schüben reagierten. Durch die Pollenbelastung der Luft verschlechterte sich das Hautbild der Neurodermitis-Patienten innerhalb von Stunden deutlich, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Journal of Allergy and Clinical Immunology. In Labortests zeigte sich zudem, dass sich im Blut dieser Patienten die Anzeichen für allergische Entzündungen häuften.
Ob diese Reaktion auf Pollen Chancen für die Entwicklung von neuartigen Wirkstoffen für Immuntherapien von Neurodermitis-Patienten bietet, will das Wissenschaftler-Team nun weiter untersuchen. Die derzeit verfügbaren Therapien zur Behandlung der Neurodermitis zielen darauf ab, die Entzündungsreaktion mit breit wirksamen Medikamenten wie Kortikosteroiden zu unterdrücken. Ein gänzlich anderer Weg könnte mit einer neuartigen Behandlungsform beschritten werden – mit sogenannten DNAzymen. Dabei handelt es sich um synthetische Erbgut-Moleküle mit Enzymaktivität. In einem anderen Projekt hatte das Forscherteam DNAzyme für die Behandlung von allergischem Asthma getestet und damit gute Erfolge erzielen können. Ob das von ihnen verwendete DNAzym auch für eine Neurodermitis-Therapie eingesetzt werden kann, wird von den Forschern aus Hannover unter der Studienleitung von Professor Thomas Werfel untersucht.
HH