26.02.2016
„Nach dem bisherigen Verlauf zu urteilen, erwarten wir den Höhepunkt in etwa zwei bis drei Wochen“, sagt Klaus Schughart, Leiter der Abteilung Infektionsgenetik am HZI. In diesem Jahr sind vor allem Menschen betroffen, die normalerweise kaum unter der Grippe leiden: „Die aktuelle Grippewelle trifft nach ersten Erkenntnissen Menschen zwischen 15 und 59 Jahren häufiger und schwerer als bei Grippewellen, die von anderen Virusstämmen dominiert werden", sagt Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie. Normalerweise sind vor allem Kinder und ältere Menschen betroffen, also Menschen mit einem noch nicht ausgereiften oder bereits geschwächten Immunsystem.
Dominant ist in diesem Jahr der Virusstamm A(H1N1)pdm09. Etwa 70 Prozent der bisherigen Erkrankungen waren auf diesen Virusstamm zurückzuführen, im letzten Jahr waren es nur 15 Prozent. Die derzeit dominierende Variante des H1N1-Stammes ist noch sehr jung und trat erstmals 2009 auf: Da die Variante zunächst bei Schweinen zirkulierte, erhielt sie damals den Beinamen „Schweinegrippe“. „Inzwischen ist diese Bezeichnung aber nicht mehr sinnvoll, denn der Virusstamm wird mittlerweile hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertagen. Die Übertragung von Schwein zu Mensch spielt hier inzwischen keine Rolle mehr“, sagt Krause. Auch im Jahr 2009 waren vergleichsweise häufig schwere Erkrankungen in der mittleren Altersgruppe zu beobachten. „Ein Grund dafür ist vermutlich, dass diese Altersgruppe noch nicht so häufig Gelegenheit hatte, eine Immunität gegen den Virusstamm aufzubauen. Das liegt daran, dass wir es mit einer relativ neuen Variante zu tun haben“, sagt Krause.
Ob der aktuell empfohlene Impfstoff die Grippewelle verhindern kann, lasse sich den Forschern zufolge kaum voraussagen. „Vorläufige Daten aus der Saison 2013/2014 hatten gezeigt, dass der Influenza-Impfstoff gegen den aktuell dominierenden Virusstamm A(H1N1)pdm09 nur eine mäßige Wirksamkeit hatte. Wie sich das in dieser Saison verhält, kann jetzt noch nicht abgeschätzt werden“, so Krause. Im Winter 2014/2015 zeigte der Impfstoff eher eine schlechte Wirkung, da sich das Virus während der letzten Saison verändert hatte.
NK