Weil viele betagte Frauen und Männer pflegebedürftig sind und zu Hause oder in Pflegeheimen umsorgt werden, kommen auch auf die Zahnmedizin bisher kaum bekannte Aufgaben zu.
Ist die Zahngesundheit angeschlagen, kann das zusätzlich negative Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Lungenerkrankungen haben. Leiden, die besonders ältere Menschen treffen.
"Doch mit abnehmender Beweglichkeit und Sehkraft und bei sinkendem Geruchsvermögen wird es für ältere Menschen zunehmend schwieriger, Mund, Zähne und Zahnersatz optimal zu reinigen." Das betonte Professor Dr. Ina Nitschke aus Leipzig, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin, während eines Pressegesprächs der "Initiative pro dente" in Hamburg. Und wenn ältere Menschen zu Hause oder in Heimen gepflegt werden müssten und nicht mehr in eine Zahnarztpraxis gehen könnten, dürfe die zahnärztliche Betreuung nicht aufhören, fügte Nitschke hinzu.
Immer mehr Ältere haben noch viele eigene Zähne
Mittlerweile ist es so, dass eine große Zahl älterer Frauen und Männer noch viele natürliche Zähne hat. Das zeigt auch die vierte Mundgesundheitsstudie, nach der Dreiviertel der 65- bis 74-Jährigen noch über die Hälfte der eigenen Zähne verfügt. Das widerlegt die gängige Meinung, ältere Menschen seien überwiegend auf die "Dritten" angewiesen. Als Folge des geringeren Zahnverlusts gibt es eine Zunahme an Wurzelkaries, Entzündungen des Zahnfleischs und Instabilitäten des Zahnhalteapparates. Hier tut Vorsorge Not, auch bei pflegedürftigen Menschen.
Wie Zahnpflege bei pflegedürftigen Menschen funktioniert, zeigen unter anderem Modellversuche wie das seit 2002 bestehende "Teamwerk"-Projekt in München. Teilnehmende Zahnärzte schulen Pflegepersonal zur Zahnpflege bei pflegebedürftigen alten Menschen. Zudem besuchen Prophylaxeteams Pflegeeinrichtungen in München und bieten professionelle Mund-, Zahn- und Zahnersatzreinigung an.
Bessere Mundhygiene gibt mehr Lebensqualität
Seit 2004 gibt es – infolge des Teamwork-Projektes – in München auch "Patenzahnärzte", die sich um alle Pflegeeinrichtungen der bayerischen Landeshauptstadt kümmern. Auf diese Weise kommen möglichst viele Pflegebedürftige in den Genuss einer zahnärztlichen Grundversorgung. Dr. Cornelius Haffner aus München erklärte auf der Presseveranstaltung, das Patenzahnärzte, Prophylaxeteams und professionell geschulte Pflegekräfte gemeinsam bei vier Besuchen im Jahr für das Maß an Mundhygiene sorgen, das für die Lebensqualität älterer Patienten erforderlich ist. Zudem stellen zahnmedizinische Kompetenz-Zentren für Risikopatienten, die in Vollnarkose behandelt werden müssen, eine Versorgung ihrer Zähne sicher. Davon profitieren zum Beispiel demenzkranke Menschen.
Insgesamt beklagen Zahnärzte aber trotz vielversprechender Projekte wie in München erhebliche Defizite in der Versorgung betagter und pflegebedürftiger Patienten und eine noch zu geringe Unterstützung durch Politik und Krankenkassen.