21.10.2011
Medikamente, die normalerweise das Herpesvirus attackieren, können unter Umständen das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung verzögern. Eine Herpes-Infektion wiederum ist ein Risikofaktor für Alzheimer. Das behaupten Wissenschaftler der University of Manchester in Großbritannien.
An der Alzheimer-Erkrankung leiden etwa 18 Millionen Menschen weltweit. Typisch für die Erkrankung ist eine zunehmende Verschlechterung der Hirnleistung. Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist früh und stark eingeschränkt. Ursache der Erkrankung sind abnormale Eiweißstrukturen, die sich im Hirn ablagern, so genannte Alzheimer-Plaques. Was genau die Ablagerung dieser Plaques auslöst, ist bislang noch unbekannt.
Das Team aus Manchester konnte bereits zeigen, dass das Herpesvirus dazu führt, dass sich bestimmte Eiweißbausteine ansammeln, aus denen die Plaques aufgebaut sind. Zudem fanden sich Anteile des Erbguts von Herpesviren in den Plaques von Alzheimer-Patienten. Dies zusammengenommen, so die Forscher, lege den Schluss nahe, dass Herpesviren an der Entstehung der Alzheimer-Plaques beteiligt seien. Im Umkehrschluss würde das aber auch bedeuten, dass man das Fortschreiten der Erkrankung durch Medikamente gegen Herpes simplex drosseln kann.
Im Zellversuch ist das bereits geglückt: Die Wissenschaftler behandelten Herpes-simplex-infizierte Zellkulturen mit Aciclovir, dem bekanntesten Wirkstoff gegen Herpesviren. Unter dieser Medikation produzierten die Zellen tatsächlich weniger von den schädlichen Eiweißbausteinen, aus denen die Alzheimer-Plaques entstehen könnten. Auch mit zwei weiteren Anti-Herpes-Medikamenten hat das funktioniert. Noch müssen die Forscher ihre Ergebnisse in weiteren Experimenten bestätigen und die Medikamente herauszufinden, die am besten wirken. Dann aber könnte diese Therapie der Alzheimererkrankung wesentliche Vorteile bringen: sie ist nicht nur günstig, sondern auch schon etabliert. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind von Aciclovir bislang nicht bekannt.
KK