Gesundheit

Herzinfarkte im Film: Warum die Darstellung oft nicht der Realität entspricht

ZOU  |  21.08.2024

Im Film bekommen laut einer neuen Studie fast nur weiße Männer einen Herzinfarkt. Sie fassen sich an die Brust und brechen übermäßig dramatisch zusammen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die Symptome bei Frauen und Menschen anderer Hautfarben oft viel subtiler sind – und damit nicht so filmtauglich.

Älterer Mann, fasst sich an die Brust, schmerzverzerrtes Gesicht, hat Brutschmerzen.
In Hollywood-Filmen kommen Herzinfarkte fast nur bei weißen Männern vor. Das geht stark an der Realität vorbei, mahnen Wissenschaftler.
© Liubomyr Vorona/iStockphoto

In dem Film „Was das Herz begehrt“ rollt sich Jack Nicholson alias Harry mit verdrehten Augen auf dem Boden, umklammert seine Brust und schwitzt stark. Auf die Frage, ob seine Brust wehtut, keucht er: „Es ist, als ob ein Elefant darauf sitzt.“

So werden die meisten Herzinfarkte im Film dargestellt, stellt eine Studie im „Journal of the American Heart Association“ fest. Das führt möglicherweise zu einer verfälschten öffentlichen Wahrnehmung, denn gerade bei Frauen und Menschen anderer Herkunft sehen die Symptome meistens deutlich weniger dramatisch aus.

Herzinfarkte sind keine Männerkrankheit

„Angesichts der Rolle, die die Massenmedien beim Verständnis von Gesundheitsproblemen spielen, könnte dies zu dem Mythos beitragen, dass der Herzinfarkt eine Männerkrankheit sind“, sagte die die Kardiologin Dr. Kirsten Shaw vom Allina Health Minneapolis Heart Institute. Tatsächlich seien Herzerkrankungen jedoch die Todesursache Nummer 1 bei Frauen in den USA. Das wüssten aber nur 44 Prozent der Frauen – Tendenz fallend, denn 2009 waren sich 65 Prozent der Frauen dessen bewusst.

Shaw hatte mit ihrem Team Szenen aus 83 US-amerikanischen und 17 internationalen Filmen der Jahre 1932 bis 2022 gesichtet. Von 100 analysierten Herzinfarkt-Szenen zeigten 90 Männer und 10 Frauen; 94 der Schauspieler und Schauspielerinnen waren weiß. Die beiden am häufigsten gezeigten Anzeichen waren Stürze und Bewusstlosigkeit, die während eines Herzinfarkts zwar auftreten können, aber nicht so häufig sind wie angenommen.

Dramatische Darstellung zeigt nicht die Realität

Die Hälfte der Frauen und zwei Drittel der Männer stellten Brustschmerzen dar. Vier Frauen und 26 Männer schrien in den Szenen, die Hälfte der Frauen und knapp zwei Drittel der Männer griffen sich an die Brust. „Die Filmindustrie weiß nicht, wie sich Herzinfarkte im wirklichen Leben abspielen, und sie neigt dazu, zu sehr zu dramatisieren“, sagte Shaw.

Brustschmerzen seien zwar ein häufiges Symptom, die Symptome jedoch insbesondere bei Frauen oft subtiler. Sie verspüren häufig ein Unbehagen in der Mitte der Brust, das ein paar Minuten anhält, außerdem Schmerzen oder Unbehagen in Armen, Rücken, Kiefer, Nacken oder Magen. Weitere Symptome können Kurzatmigkeit, kalter Schweiß, Übelkeit, Sodbrennen oder Benommenheit sein – die im Film natürlich nicht so dramatisch erscheinen.

Großer Unterschied: Herzstillstand und Herzinfarkt

Prof. Dr. Ruchi Kapoor, Kardiologin am Medicine Heart Institute in Seattle ergänzte, ein weiteres häufiges Missverständnis in Filmen sei eine Verwischung der Grenzen zwischen einem Herzstillstand und einem Herzinfarkt: „Wenn jemand plötzlich an einem Herzstillstand stirbt, ist das nicht dasselbe wie wenn jemand einen Herzinfarkt erleidet. Da besteht ein großer Unterschied.“

Bei einem Herzstillstand hört das Herz plötzlich auf schlagen. Das ist außerhalb eines Krankenhauses fast immer tödlich, wenn die Person nicht sofort wiederbelebt wird. Bei einem Herzinfarkt ist dagegen der Blutfluss zum Herzen blockiert, was zum Absterben von Teilen des Herzmuskels führen kann.

Quellen: DOI 10.1161/JAHA.123.034222; DOI 10.1161/CIR.0000000000000907

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