20.12.2016
Obwohl es Hinweise gibt, dass ein niedriger Cholesterinspiegel der Herzgesundheit gut tut, existieren auch Studien, die den Nutzen eines sehr niedrigen Spiegels infrage stellen. Eine neue Studie aus Großbritannien deutet nun darauf hin, dass das Herzinfarktrisiko deutlich sinkt, wenn der Cholesterin-Spiegel auf das Niveau eines neugeborenen Babys gesenkt wird.
Wurde der Cholesterinspiegel auf den niedrigsten möglichen Wert – ähnlich dem von Neugeborenen – gesenkt, verringerte dies das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine tödliche Herzkrankheit um etwa ein Drittel. Dies berichten Wissenschaftler um Professor Kausik Ray vom Imperial College London im Fachblatt Circulation. Dieser besonders niedrige Wert für das LDL-Cholesterin von weniger als 50 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) sei im Erwachsenenalter nur mit Medikamenten erreichbar, so die Forscher. Mit einem gesunden Lebensstil und Sport alleine lasse sich der Pegel nicht so stark absenken.
In ihrer Studie hatten die Wissenschaftler die Daten von über 5.000 Patienten mit hohen Cholesterinwerten aus zehn Studien untersucht, von denen die meisten bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten. Überdies zeigten sie schon Ablagerungen in den Arterien oder hatten ein hohes Risiko dafür. Der durchschnittliche Cholesterinwert lag bei etwa 125 mg/dl. Die meisten Studienteilnehmer nahmen cholesterinsenkende Statine ein, etwas mehr als die Hälfte erhielt allerdings zusätzlich dazu alle zwei Wochen eine Injektion mit dem neuen Wirkstoff Alirocumab. Der kombinierte Effekt des neuen Medikaments mit den herkömmlichen Lipidsenkern habe in den Studien dazu geführt, dass die Cholesterinwerte auf ein extrem niedriges Niveau gesenkt worden seien, so die Forscher. In den Studien waren Patienten über einen Zeitraum zwischen drei Monaten und zwei Jahren untersucht worden.
"Experten waren unsicher, ob sehr niedrige Cholesterinspiegel schädlich oder nützlich sind“, sagt Ray. Ihre Studie deute nun darauf hin, dass diese Werte nicht nur sicher seien, sondern auch das Risiko für Herzkrankheiten, Herzinfarkt und Schlaganfall senken könnten, so der Forscher. Nun sei es wichtig, Langzeitdaten zu erhalten, um herauszufinden, ob der positive Effekt anhalte. Bevor man den Nutzen vollständig bewerten könne, müsse man die Ergebnisse aus solchen längeren Studien abwarten, betont Ray.
HH