27.06.2019
Seit 25 Jahren steigt Zahl an Kindern, die neu an Typ-1-Diabetes erkranken, jährlich um etwa vier Prozent. Keine andere Erkrankung im Kindesalter entwickelt sich so dynamisch. Experten warnen jedoch davor, dass gerade stationäre Einrichtungen mit diabetologischem Schwerpunkt unterfinanziert seien und gestärkt werden müssten, um den steigenden Patientenzahlen gerecht zu werden.
Die Neuerkrankungsrate bei Diabetes Typ 1 hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt. „Wir gehen aufgrund der Entwicklung derzeit davon aus, dass eine weitere Verdoppelung in den kommenden zwei Dekaden stattfinden wird“, prognostiziert Professor Dr. med. Andreas Neu, Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
Die jungen Patienten benötigen laut Neu für eine nachhaltige Therapie neben der kontinuierlichen ambulanten Versorgung auch die Möglichkeit einer altersgerechten stationären Betreuung. Während des Klinikaufenthalts erhalten sie und ihre Eltern Informationen über die Insulintherapie, Bewegung, Ernährung und die Prävention von Akut- und Langzeitkomplikationen. Außerdem lernen sie den Umgang mit der Erkrankung in Schule, Beruf und Freizeit. Vor allem direkt nach der Diagnose, bei Komplikationen wie Stoffwechselentgleisungen oder bei unerklärlichen Blutzuckerschwankungen habe die stationäre Behandlung einen Schwerpunkt. Zudem steigen durch die neuen Therapieoptionen wie die Insulinpumpe oder Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung auch der Schulungsbedarf erheblich.
Doch während immer mehr Kinder und Jugendliche an Diabetes erkranken, drohe eine Verschlechterung bei der stationären Versorgung. Im Sinne einer ganzheitlichen und erfolgreichen Behandlung sei es jedoch wichtig, dass gerade junge Patienten ohne Einschränkungen vom Zusammenspiel ambulanter und stationärer Möglichkeiten profitieren: „Diabetes ist keine rein ambulant therapierbare Erkrankung. Auch im stationären Bereich müssten klinische Diabetesabteilungen nicht nur erhalten, sondern in Anbetracht der prognostizierten Diabeteszahlen sogar weiter ausgebaut werden“, fordert DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. Dies treffe gleichermaßen auf die Kinder- und Jugend-Diabetologie sowie die Erwachsenen-Diabetologie zu.
DDG/NK