NK
|
06.09.2022
Ein Drittel der Menschen mit chronischer Migräne ist Gerüchen gegenüber sehr sensibel, auch zwischen den Migräneattacken. Am häufigsten werden süßes Parfum, Essensgerüche und Zigarettenrauch als störend empfunden. Das berichtet die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft auf einer Presseveranstaltung.
Je stärker und länger ein Patient bereits unter Migräne leidet, desto häufiger tritt auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen auf, genannt Osmophobie. Das zeigt eine neue Studie des Universitäts-Schmerz-Centrums (USC) und des Interdisziplinären Riechzentrums des Universitätsklinikums Dresden, die kürzlich im Journal of Headache and Pain erschienen ist. Neben süßem Parfüm, Essensgerüchen und Zigarettenrauch wurden von den Studienteilnehmern besonders häufig auch Abgase, abgestandene Raumluft, Blumenduft, Lack- und Gasgeruch erwähnt.
Etwa 30 Prozent der Patienten nennen Gerüche auch als Auslöser für Migräneattacken, berichtet Privatdozentin Dr. med. Gudrun Goßrau auf einer Pressekonferenz der Initiative „Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen“. „Diese Erkenntnisse können zu neuen Therapieansätzen führen, etwa einem strukturierten Riechtraining zur Desensibilisierung, das bereits in Dresden entwickelt wird“, so Goßrau, die auch Vizepräsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft ist. Die Studie legt nahe, dass die unangenehmen Düfte nicht nur den Riechnerv aktivieren, sondern auch den Trigeminusnerv, der für die Schmerzwahrnehmung am Kopf verantwortlich ist. Beide Systeme sind miteinander vernetzt, was erklärt, warum Düfte Kopfschmerzen auslösen können.
Quelle: DOI 10.1186/s10194-022-01451-7