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28.06.2023
In der klinischen Studie mit mehr als 700 Erwachsenen schnitten 27 Prozent der Menschen mit schwerer Depression bei kognitiven Aufgaben in den Bereichen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Selbstkontrolle schlechter ab. Umgerechnet auf die US-Bevölkerung wären das 5,7 Millionen Personen, berichtet das Forscherteam in der Fachzeitschrift „JAMA“.
Betroffene mit diesem kognitiven Subtyp reagierten generell schlechter auf Standardmedikamente wie Escitalopram oder Sertralin, die zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) zählen: Bei 35,9 Prozent gingen die Symptome durch Sertralin zurück, verglichen mit 50 Prozent Erfolgsrate bei anderen Patienten mit Depressionen.
Die Verhaltensforscherin Laura Hack hält gezieltere Behandlungen für dringend erforderlich: „Ich erlebe regelmäßig das Leid, den Verlust der Hoffnung und die Zunahme der Suizidalität, die auftreten, wenn Menschen unseren Versuch-und-Irrtum-Prozess durchlaufen. Für eine beträchtliche Anzahl der Patienten mit Depression ist es notwendig, die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern, um ihre allgemeine depressive Stimmung und Alltagsfähigkeit zu steigern.“
Aufgrund ihrer Ergebnisse halten die Studienautoren es für wahrscheinlich, dass eine schlechtere Gehirnleistung nicht immer die Folge einer Depression ist, sondern auch ein Treiber sein könnte. Anhand von Hirnscans konnten sie lokalisieren, in welchen Hirnbereichen Veränderungen erkennbar waren. Intelligente Algorithmen ergaben zudem, dass das die kognitive Beeinträchtigung der Patienten mit der Stärke der depressiven Symptome und ihrer Verbesserung durch eine Behandlung zusammenhing.
Quelle: DOI 10.1001/jamanetworkopen.2023.18411