04.08.2016
Viele Frauen haben zu Beginn der Schwangerschaft einen Mangel an Schilddrüsenhormonen, weil sie zu wenig Jod mit der Nahrung aufnehmen. Das kann IQ-Punkte beim Baby kosten, warnt der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN). Der Berufsverband rät Frauen daher, schon bei der Planung der Schwangerschaft auf eine ausreichende Jodzufuhr zu achten. Dies fördere nicht nur frühzeitig die Intelligenzentwicklung des Kindes, sondern auch das Eintreten einer Schwangerschaft.
Die Schilddrüse benötigt Jod für die Hormonproduktion. Die Vorräte des Spurenelements sind jedoch begrenzt und müssen regelmäßig über die Nahrung aufgestockt werden. Frauen nehmen in Deutschland laut BDN im Durchschnitt etwa 125 Mikrogramm Jod pro Tag auf. Während der Schwangerschaft benötigen sie jedoch etwa die doppelte Menge. Der Bedarf steige, weil die Mutter in den ersten Wochen die Hormone für das Kind mitproduzieren muss. „Jede Schwangerschaft ist ein Stresstest für die Schilddrüse“, sagt BDN-Experte Professor Dr. med. Matthias Schmidt vom Universitätsklinikum Köln.
Jodmangel während der Schwangerschaft kann für das Kind lebenslange Folgen haben. Denn zu den Aufgaben der Schilddrüsenhormone gehört die Entwicklung des Gehirns. Eine britische Studie habe gezeigt, dass Kinder mit schlechter Jodversorgung in der Schwangerschaft häufiger Lernstörungen haben. „Lesegenauigkeit und Leseverständnis waren vermindert, wenn die Mütter während der Schwangerschaft nicht genügend mit Jod versorgt waren. Auch im verbalen Intelligenzquotienten lagen sie häufig mehrere Punkte zurück“, erläutert Schmidt. Der BDN rät deshalb allen Frauen, die eine Schwangerschaft planen, zur Vorsorge. Eine ausreichende Jodversorgung erhöhe auch die Chancen, dass es überhaupt zu einer Schwangerschaft kommt: „Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen kann ein Grund für das Ausbleiben einer Schwangerschaft sein“, sagt Schmidt.
Eine Unterversorgung mit Jod verursache zwar zunächst keine Beschwerden. Erst bei einem ausgeprägten Hormonmangel komme es vermehrt zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder einer Gewichtszunahme. Der BDN rät deshalb Frauen, die eine Schwangerschaft planen, im Zweifelsfall zu einem Bluttest beim Hausarzt, Gynäkologen oder Endokrinologen.
BDN/NK