22.09.2017
Zu den häufigsten psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen gehören Angststörungen, depressive Störungen, Zwangsstörung und posttraumatische Belastungsstörung. Verglichen mit Scheinmedikamenten wirkten Antidepressiva, wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), deutlich besser gegen die verschiedenen Störungen. Der Unterschied war jedoch klein und schwankte je nach Art der psychischen Störung, berichten die Forscher im Fachblatt JAMA Psychiatry. Andererseits zeigte sich, dass der Placeboeffekt für die Wirkung von Antidepressiva eine wesentliche Rolle spielte. Die Auswertung ergab außerdem, dass Patienten, die mit Antidepressiva behandelt wurden, mehr Nebenwirkungen beklagten als solche, die ein Placebo erhielten. Dabei reichen die unerwünschten Wirkungen von leichten Symptomen wie Kopfschmerzen bis hin zu Selbstmordversuchen.
Lag der Fokus auf bestimmten Krankheitsbildern, zeichnete sich ab, dass Antidepressiva bei Angststörungen offenbar eine größere spezifische Wirkung haben als bei depressiven Störungen. Dagegen wirken Placebos bei depressiven Patienten stärker als bei solchen mit einer Angststörung. Die Forscher sehen hier Potenzial für neue Behandlungskonzepte, die die Wirkung der Faktoren, die zum Placeboeffekt beitragen, bei Depressionen gezielt nutzen.
Die Studie zeigt aber auch, dass Antidepressiva in der Behandlung von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter eine wichtige Rolle einnehmen. „Dabei ist es wichtig, das Verhältnis zwischen klinischem Nutzen und möglichen Nebenwirkungen im Gespräch mit dem behandelnden Arzt individuell abzuklären“, so Dr. Cosima Locher von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel.
HH