Keine Angst vor Blutschwämmchen

Blutschwämmchen verunsichern viele Eltern. Was dahinter steckt und wie sie sich behandeln lassen, erfahren Sie hier.

Blutschwämmchen sind oft harmlos.
Blutschwämmchen treten vor allem bei Neugeborenen auf und sollten immer von einem Arzt begutachtet werden.
© Dalia Drulia - Fotolia

Blutschwämmchen, von Ärzten auch als Hämangiome bezeichnet, zählen zu den häufigsten gutartigen Tumoren im Säuglingsalter. Tumor heißt unter Medizinern nichts anderes als "Wucherung". Im Falle von Blutschwämmchen handelt es sich um eine schwammartige Wucherung von kleinen Blutgefäßen. Wahrscheinlich spielen erbliche Faktoren eine Rolle. Die Blutschwämmchen zeigen sich als rote "Schwellung" auf der Haut.

Wann zum Arzt?

Sogenannte infantile Hämangiome treten am häufigsten auf. Sie entstehen wenige Tage bis Wochen nach der Geburt als kleiner roter Punkt und wachsen dann rasch. "Die meisten Hämangiome dieser Art sind völlig unbedenklich", betont Patrick Volk, Oberarzt in der Hämangiom-Sprechstunde am Universitätsklinikum Heidelberg. "Treten sie an problematischen Körperstellen wie etwa im Gesicht, gelenknah an Händen und Füßen oder im Genitalbereich auf, kann jedoch eine Behandlung nötig sein", so der Experte.

Generell rät er Eltern, die ein Blutschwämmchen bei ihrem Säugling entdecken, den Kinderarzt bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung darauf anzusprechen. Wächst die Wucherung sehr schnell, empfiehlt er, am besten gleich zum Kinderarzt zu gehen. Dieser überweist bei Bedarf weiter zu einem Spezialisten. "Ein Facharzt sollte auch dann hinzugezogen werden, wenn sehr viele Hämangiome auftreten. Dann könnte es in sehr seltenen Fällen auch im Körperinneren zu Wucherungen kommen", erklärt Volk. Eine Sonderform der Blutschwämmchen: Solche, die bereits ab Geburt bestehen. Ärzte sprechen von kongenitalen Hämangiomen. Auch diese gehören in ärztliche Behandlung.

Wie wird behandelt?

Bei der Therapie von Hämangiomen hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr viel verändert. Behandelten Ärzte Blutschwämmchen früher noch mit einem Laser, bekommen Säuglinge heutzutage oft ein Medikament. "Propranolol hat den Laser und operative Therapien zu 99 Prozent ersetzt. Es wirkt sehr gut und hat kaum Nebenwirkungen", erläutert Volk. Bei dem Wirkstoff handelt es sich ursprünglich um ein Medikament, das Mediziner bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen einsetzen. 2008 wurde bei einem Säugling mit einer Herzerkrankung zufällig beobachtet, dass sich während der Behandlung mit Propranolol auch ein Blutschwämmchen zurückbildete. "Seitdem wird der Wirkstoff in geringer Dosierung in der Hämangiom-Therapie eingesetzt. Seit etwa drei Jahren gibt es ein Fertigarzneimittel für dieses Anwendungsgebiet", erläutert der Kinderchirurg. Bei oberflächlichen Stellen lässt sich ein Propranolol-Gel äußerlich auf die Haut auftragen.

Wenn man ein Hämangiom behandelt, kommt der Säugling für etwa zwei Tage stationär in ein Krankenhaus. In dieser Zeit gibt der Arzt das Medikament in langsam steigender Dosierung unter ständiger Kontrolle. Anschließend bekommt das Kind das Medikament dreimal am Tag zu Hause von seinen Eltern. "Das ist ein Saft, den Babys aus einer Spritze in den Mund bekommen. Er schmeckt süß, und das klappt problemlos", beruhigt der Experte. "Die Therapie muss nur kurz unterbrochen werden, wenn das Kind einen Atemwegs- oder einen Magen-Darm-Infekt hat. Sonst könnte es zu Nebenwirkungen kommen." Oft verschwindet das Blutschwämmchen bereits nach sechs Monaten, und das Medikament lässt sich nach Rücksprache mit dem Facharzt absetzen.

Katrin Faßnacht-Lee

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