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03.05.2021
Eine Immunreaktion entsteht im Zusammenspiel zwischen angeborenem und erworbenem Immunsystem. Das angeborene Immunsystem reagiert unspezifisch als erste Abwehr gegen alle Fremdkörper gleichermaßen. Dazu gehört der Schleim auf den Schleimhäuten oder der Säureschutzmantel der Haut. Mit Erregern, die diese Hürde überwinden, befasst sich das erworbene Immunsystem. Es reagiert spezifisch auf einzelne Erreger, muss diese dafür aber erst einmal kennenlernen. Dann kann es beispielsweise Antikörper bilden, was jedoch meist etwas länger dauert.
Symptome wie Fieber und Schmerz seien typische Entzündungszeichen und als solche Ausdruck einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems, schreibt Dr. Veenu Manoharan, Dozentin für Immunologie an der Cardiff Metropolitan University, in einem Beitrag auf der Plattform »The Conversation«. Dieses reagiere unmittelbar auf das nach der Impfung gebildete Fremdeiweiß, das Spike-Protein von SARS-CoV-2, und setze eine Entzündung in Gang.
Eine dauerhafte, spezifische Immunität gegen das Spike-Protein, die das Ziel der Impfung sei, entstehe jedoch nur, wenn auch das erworbene Immunsystem aktiviert wird. Diese Reaktion werde durch Komponenten des angeborenen Immunsystems angestoßen und führe letztlich zur Bildung von T-Zellen und Antikörpern durch die erworbene Abwehr.
Das spezifische Immunsystem können laut Manoharan selbst keine Entzündungsreaktion auslösen, aber eine vom angeborenen Immunsystem angeschobene Entzündung verstärken. Das erlebten Betroffene dann ein bis zwei Tage nach der Impfung als Nebenwirkung. Bei anderen wiederum laufe dieser Prozess unterschwellig ab, so dass keine spürbaren Symptome entstünden. Eine Immunität gegen das Virus entstehe aber trotzdem.
Reaktion auch abhängig von Alter und Geschlecht
Als Beleg dafür zitiert Manoharan mehrere Publikationen. So habe in der Zulassungsstudie des mRNA-Impfstoffs Tozinameran (Comirnaty®) von Biontech und Pfizer die Hälfte der Probanden keine Nebenwirkungen angegeben, 90 Prozent der Teilnehmer hätten aber infolge der Impfung eine Immunität gegen SARS-CoV-2 entwickelt. Auch der »Covid-19-Impfstoff Moderna« schütze zu 95 Prozent vor dem Coronavirus, aber nur einer von zehn Geimpften entwickele eine Nebenwirkung.
Ganz allgemein seien Impfreaktionen bei Menschen ab 65 Jahren seltener als bei Jüngeren und bei Frauen häufiger als bei Männern. Der Alterseffekt liege an der sogenannten Immunseneszenz, dem mit den Jahren langsamen Nachlassen der Immunaktivität. Ältere Menschen entwickelten infolge einer Impfung niedrigere Antikörperspiegel, was jedoch nicht bedeute, dass sie keine Immunität gegen des Virus aufbauten.
Dass Frauen häufiger von Impfnebenwirkungen betroffen seien, liege vermutlich am männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Dieses ist bei Frauen bekanntlich sehr viel weniger vorhanden als bei Männern und hat laut einer älteren Studie eine entzündungshemmende Komponente, die Akutfolgen einer Impfung abmildern kann.
Quelle: Beitrag auf „The Conversation“