Eine Keto-Diät lässt die Pfunde purzeln. Das vermitteln immer mehr Bücher und Medienberichte. Ob die Ernährungsweise aber auch gesund ist und auf lange Sicht Erfolg verspricht, erklärt Professor Dr. Hartmut Bertz, Oberarzt und Leiter der Sektion Ernährungsmedizin und Diätetik am Universitätsklinikum Freiburg.
Wer sich ketogen ernährt, isst so gut wie keine Kohlenhydrate, dafür aber viel Fett. Der Anteil an Eiweiß variiert je nach Programm. In Lebensmitteln ausgedrückt: Es kommen reichlich pflanzliche Öle, Butter, Sahne, fettreiche Fleischprodukte oder Fisch und Gemüse auf den Tisch. Brot, Reis, Zucker sowie Obst, Kartoffeln und kohlenhydratreiche Gemüsesorten wie Kürbis oder Karotten sind gestrichen. "Der Anteil an Kohlenhydraten liegt unter fünf Prozent der gesamten Energieaufnahme", bestätigt Ernährungsmediziner Bertz. Zum Vergleich: Low-Carb-Diäten enthalten zwischen 20 und 35 Prozent der Energie in Form von Kohlenhydraten. "Nur bei extremer Einschränkung der Kohlenhydrate bildet der Körper auch die erwünschten Ketonkörper, die beispielsweise durch Teststreifen im Urin nachweisbar sind. Der Körper nutzt diese dann als Hauptenergiequelle", so der Experte.
Positive Auswirkungen
Laut Bertz lässt sich mit der ketogenenErnährungsweise tatsächlich abnehmen. Sogar dann, wenn man genauso viele Kalorien aufnimmt wie bei Normalkost. "In einer unserer Studien haben die Teilnehmer in sechs Wochen durchschnittlich zwei Kilogramm abgenommen, obwohl sie nicht weniger gegessen haben", berichtet Bertz. Abnehmwilligen empfiehlt er dennoch, die Kalorienzufuhr zu reduzieren. "Mit der ketogenenErnährung lassen sich in Studien tatsächlich positive Effekte beobachten: Der Langzeit-Blutzuckerwert bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sinkt, eine nicht-alkoholische-Fettleber erholt sich, Entzündungsmarker gehen runter. Allerdings nahm in unserer Studie auch die Leistungsfähigkeit ein wenig ab." Das sei für den Durchschnittsmenschen minimal, für Sportler könne man die ketogeneErnährung jedoch nicht empfehlen.
Negative Folgen beachten
Wenngleich eine Keto-Diät den Einstieg ins Abnehmen durchaus erleichtern kann, warnt Bertz auch vor den möglichen negativen Folgen. "Viele Menschen halten diese Ernährungsform oft nicht lange durch. Sie schaffen es einfach nicht, auf Dauer so fettreich zu essen und auf jegliche Kohlenhydrate zu verzichten", gibt Bertz zu bedenken. Wer dann nach einer kurzen Kur in alte Essensmuster und Verhaltensweisen zurückfalle, habe die Pfunde ganz schnell wieder auf den Rippen.
Aber auch negative gesundheitliche Folgen bleiben mitunter nicht aus: Die LDL-Cholesterinwerte können, vor allem bei erblicher Vorbelastung, stark ansteigen. Auch die Harnsäurewerte gehen teilweise hoch, oder es kann zu Nierensteinen kommen", so der Ernährungsmediziner. "Wer sich längerfristig ketogen ernährt, sollte sich außerdem sehr gut mit seinem Essen auskennen, um keinen Vitamin- oder Mineralstoffmangel zu bekommen. Eventuell müssen einzelne Nährstoffe zusätzlich aufgenommen werden." Nicht zuletzt sei zu bedenken, dass eine Ernährungsweise mit viel rotem Fleisch und Wurstwaren das Darmkrebsrisiko auf Dauer erhöhe.
Bertz empfiehlt bei einer ketogenenErnährung immer eine fachliche Betreuung und regelmäßige Kontrollen beim Arzt. Für ihn außerdem wichtig: "Essen ist etwas Soziales und soll Spaß machen. Beim Abnehmen kommt es in erster Linie darauf an, weniger Energie aufzunehmen und mehr zu verbrauchen. Nicht auf eine bestimmte Ernährungsform."