24.10.2018
Angst, Scham, Freude oder Stolz: Was fühlen Kinder, wenn sie ihren ersten Milchzahn verlieren? Das haben Forscher der Universität Zürich (UZH) untersucht und kamen zu dem Ergebnis, dass positive Gefühle vorherrschen. Wie sich Kinder beim Verlust ihres ersten Zahnes fühlen, hängt der Studie zufolge jedoch auch davon ab, wie sie frühere Zahnarztbesuche erlebten.
Rund 80 Prozent der befragten Eltern berichteten von positiven Emotionen bei ihrem Kind, wenn der erste Milchzahn ausfiel. „Dass vier von fünf Kindern den Verlust eines Milchzahns positiv erleben, ist eine für Eltern wie Zahnärzte gleichermaßen beruhigende Nachricht“, sagt Studienautor Raphael Patcas.
Als Einflussfaktor auf die Gefühle der Kinder machten die Forscher frühere Zahnarztbesuche aus. Mussten Kinder wegen Karies einen Zahnarzt aufsuchen, zeigten sie beim späteren Verlust des ersten Milchzahns weniger positive Emotionen. Ließen sich frühere Zahnarztbesuche hingegen auf einen Unfall und so auf ein unerwartetes und schmerzhaftes Ereignis zurückführen, erhöhte dies die Wahrscheinlichkeit positiver Gefühle beim späteren Zahnverlust. Eine mögliche Erklärung sieht Zahnmediziner Patcas darin, dass der Milchzahn schrittweise beweglicher wird, bevor er sich ganz löst – ein Prozess, der im Gegensatz zu einem Umfall langsam und vorhersehbar verläuft. Dafür spricht auch, dass Kinder, die das Wackeln ihres Zahns über eine längere Zeit wahrnahmen, eher positive Gefühle zeigten: Je länger die Vorbereitungs- und Wartezeit, desto grösser die Erleichterung und der Stolz, wenn der Zahn endlich ausfällt.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder vergangene Erfahrungen, die ihre Zähne betreffen, bewusst verarbeiten und in ihre Emotionsentwicklung einbeziehen“, fasst Moritz Daum, UZH-Professor für Entwicklungspsychologie, zusammen. Eine Erkenntnis, die für Zahnärzte und Eltern wichtig sei: „Gerade bei Problemen mit Karies lohnt es sich, mit Kindern behutsam zu kommunizieren“, so Daum. Damit ließen sich Emotionen im Zusammenhang mit Zähnen und Zahnärzten in möglichst positive Bahnen lenken. Für die Studie befragten die Wissenschaftler rund 1300 Eltern von Kindern, die bereits mindestens einen ihrer Milchzähne verloren hatten.
NK