28.11.2019
Sport und Bewegung tun Kindern und Jugendlichen gut, keine Frage. Experten warnen jedoch davor, es zu übertreiben: Intensiver Sport ohne Regenerationszeiten, auch durch zu einseitige Bewegungsabläufe, könnten junge Menschen ein Leben lang körperlich beeinträchtigen. Darauf weisen Sportorthopäden im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2019 (DKOU) hin.
Die Zahl akuter Verletzungen wie Brüche oder Prellungen, aber auch Überbelastungsschäden an Gelenken und Knochen haben Experten zufolge in den vergangenen Jahren zugenommen. Die Ursache sehen Sportorthopäden vor allem in zu wenig Verletzungsprävention, etwa passendem Schuhwerk, Einlagen, einem altersgerechten abwechslungsreichen Trainingsplan oder ausreichenden Regenerationszeiten. „Wir beobachten in der Praxis zunehmend Verletzungsmuster, die auf zu intensive Sporteinheiten ohne ausreichende Erholung für Knochen, Gelenke und Muskulatur zurückzuführen sind“, sagt Professor Dr. med. Romain Seil, Präsident der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Der orthopädische Chirurg aus Luxemburg warnt vor zu langanhaltendem und einseitigem Übertraining, das den kindlichen Halte- und Bewegungsapparat dauerhaft schädigen könne.
Möglichen Spätschäden vorbeugen
Eine Schwachstelle im Knochenbau von Kindern und Jugendlichen ist die Wachstumsfuge, auch Epiphysenfuge genannt. Sie schließt sich bei Mädchen meist zum 14. oder 15., und bei Jungen etwa zum 16. Lebensjahr, nachdem das Knochenwachstum abgeschlossen ist. Akute Verletzungen, aber auch chronische Überbelastungen, können Schäden an den Wachstumsfugen verursachen. „Insbesondere eine gelenknahe oder auch das Gelenk direkt betreffenden Verletzung, bei der die Wachstumsfuge beteiligt ist, kann dann eine Fehlstellung nach sich ziehen“, erklärt Seil. Als Beispiel nennt er O-Beine von Fußballern, die in ihrer Jugend zu intensiv trainiert haben. Je nach Ausprägung könne dies auch Spätschäden wie Arthrose zur Folge haben.
„Kinder sollten wöchentlich mindestens zwei Ruhetage einhalten und höchstens drei bis vier Stunden am Tag trainieren“, empfiehlt Professor Dr. med. Thomas Tischer, Leiter Sektion Sportorthopädie an der Orthopädischen Klinik, Universitätsmedizin Rostock. Dabei sei es wichtig, das Training altersgerecht, abwechslungsreich und mit ausreichend Aufwärm- und Ruhezeiten zu gestalten.
DKOU/NK