10.11.2011
Das Kleinhirn steuert unsere Bewegungen in einem weit größeren Maße als bisher angenommen. Das sagen Forscher der International Graduate School of Neuroscience der Ruhr-Universität Bochum. Demnach hilft das Kleinhirn uns vor allem dabei, dass wir uns sicher in unserer Umgebung bewegen können.
Um sich sicher orientieren zu können, braucht der Körper eine Vorstellung von seiner Umgebung. Dabei helfen ihm die sogenannten Ortszellen in einer Hirnregion, die Hippocampus genannt wird. Die Ortszellen werden dabei immer dann aktiv, wenn sich der Mensch an einem bestimmten Ort in einer ihm bekannten Umgebung aufhält. Jede Ortszelle bildet dabei sozusagen einen eigenen Ort ab. Sie verarbeiten unterschiedlichste Sinneseindrücke wie etwa aus dem Gleichgewichtsorgan oder vom Sehen und Hören. Auf diese Weise entsteht im Hippocampus sozusagen eine "virtuelle Karte" der Umgebung.
Bisher war man davon ausgegangen, dass diese virtuelle Karte ausschließlich im Hippocampus gebildet würde. Durch Experimente an Mäusen konnten die Wissenschaftler aber nun die Rolle des Kleinhirns bei der Ausbildung dieser Umgebungskarte beweisen. Im Kleinhirn gibt es Nervenzellen, die die Kommunikation mit anderen Nervenzellen beeinflussen. Die Bochumer Forscher arbeiteten mit Mäusen, die genetisch so verändert waren, dass diese Nervenzellen ihres Kleinhirns dazu nicht fähig waren. Bei den Versuchen verirrten sich die genetisch veränderten Mäuse im Dunklen, obwohl ihnen der Weg eigentlich bekannt war. Die Tiere waren nicht in der Lage, das Ziel ohne äußere Orientierungshilfen zu finden. Offenbar kann eine zuverlässige virtuelle Karte nur gebildet werden, wenn der Hippocampus durch die Nervenzellen des Kleinhirns unterstützt wird.
KK