10.01.2020
Die medizinische Forscherin Julie Parsonnet von der Stanford University sagt: „Was jeder gelernt hat, nämlich dass unsere normale Temperatur 37 °C beträgt, ist falsch.“ Zusammen mit ihrem Team fand sie heraus, dass Männer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren wurden, um 0,59 °C höhere Körpertemperaturen hatten als heute, und pro Geburtsdekade ist sie um -0,03 °C zurückgegangen. Bei Frauen ist sie seit den 1890er Jahren um -0,32 °C gesunken, mit einer ähnlichen Abnahmerate.
Die 37 °C gehen auf den deutschen Arzt Carl Reinhold August Wunderlich zurück, der diesen Wert 1851 unter Zehntausenden von Patienten als durchschnittliche gesunde Körpertemperatur ermittelt hatte. Ursprünglich dachten die Forscher aus Stanford, dass die heutigen niedrigeren Werte auf andere Messmethoden zurückzuführen sind.
Hat sich der Körper oder die Messmethode verändert?
Tatsächlich kamen sie aber zu dem Schluss, dass biologische Veränderungen dahinterstecken. Sie haben medizinische Aufzeichnungen von fast 24.000 Personen, die am Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) teilgenommen hatten, mit etwa 15.000 Aufzeichnungen einer nationalen Gesundheitserhebung aus den frühen 1970er Jahren und 150.000 Aufzeichnungen einer klinischen Stanford-Datenplattform aus den frühen 2000er Jahren verglichen. Indem sie einzelne Gruppen betrachteten, bei denen mit Instrumenten von ungefähr ähnlicher Genauigkeit gemessen wurde, fanden sie heraus, dass sich die Körpertemperatur pro Jahrzehnt um 0,03 °C verringert hatte.
Da es unwahrscheinlich ist, dass sich die Thermometertechnologie mit einer stetigen Geschwindigkeit weiterentwickelt hat, die den stetigen Rückgang der Körpertemperatur erklären würde, glauben die Forscher, dass Veränderungen am Körper dazu geführt haben. Parsonnet meint: „Die Umwelt, in der wir leben, hat sich verändert, einschließlich der Temperatur in unseren Häusern, der Kontakt mit Mikroorganismen und die Lebensmittel. Wir verändern uns tatsächlich physiologisch.“
ZOU