30.01.2017
In vielen Fällen gelinge es bereits, bei Krebspatienten nach der Behandlung anhand eines DNA-Nachweises im Blut zu verfolgen, ob der Tumor wiederkehrt. „Daher hat sich die Vision entwickelt, Bluttests auf Tumor-DNA auch zur Früherkennung von Krebs einzusetzen“, sagt Peter Lichter, Leiter der Abteilung Molekulare Genetik im DKFZ. Einen solchen Test zur Früherkennung aller nur denkbaren Krebsarten kündigte etwa ein kalifornisches Unternehmen für das Jahr 2019 an. Ob das tatsächlich funktionieren kann, sieht Licher jedoch kritisch: „Dazu gibt es bisher keine Daten. Das heißt, die Hypothese, die dieser Vision zugrunde liegt, muss zunächst einmal belegt werden.“
Deutlich weiter fortgeschritten ist hingegen die Entwicklung von Tests zur Beobachtung des Therapieverlaufs von bereits diagnostizierten Krebserkrankungen. „Anders als Tumor-Gewebeproben lässt sich Blut problemlos mehrmals in kurzen Abständen abnehmen. So können wir verfolgen, ob und wie lange der Krebs auf ein Medikament anspricht. Das ist wichtig, denn Krebszellen entwickeln gegen viele Wirkstoffe rasch Resistenzen“, sagt Holger Sültmann, Leiter der Arbeitsgruppe Krebsgenomforschung im DKFZ. Gemeinsam mit Kollegen hat der Krebsforscher untersucht, ob sich durch Bluttests der Therapierfolg bei Lungenkrebs-Patienten nachweisen lässt. Dabei zeigte sich, dass die Konzentration der Krebs-DNA im Blut nach Beginn der Behandlung abnahm – und wieder anstieg, sobald der Tumor zurückkehrte. „Dabei haben wir die Beobachtung anderer Studien bestätigt, dass in manchen Patienten nach einer zunächst erfolgreichen Therapie der Wiederanstieg der Tumor-DNA im Blut rund drei Monate früher messbar ist als andere Symptome für die Rückkehr der Erkrankung“, sagt Sültmann. Bis solche Tests einsatzbereit für die Routineanwendung sind, seien aber noch viele Fragen zu klären. Das Fernziel sei, mit einem Bluttest das wirksamste Medikament für den einzelnen Patienten zu identifizieren.
DKFZ/NK