Keine Angst vorm Feierabendbier: Wer Alkohol in Maßen trinkt, schadet seiner Gesundheit nicht. „Ein Glas Bier oder Wein am Tag beugt vielen Leiden des Alters vor“, erklärt Professor Dr. Ulrich Keil aus Münster. Er ist Gründer und langjähriger Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster, gehört dem International Scientific Forum on Alcohol Research an, das jetzt kritisch auf einen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagiert hat.
Das Forum setzt sich aus rund 30 renommierten Ärzten und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt zusammen. Die Experten beanstanden die aus ihrer Sicht einseitige Darstellung des WHO Global Status Report on Alcohol and Health for 2011. Richtig sei einerseits, dass Alkoholmissbrauch massive gesundheitliche und gesellschaftliche Folgen habe. Andererseits konzentriere sich der Bericht fast ausschließlich auf die negativen Effekte.
"Die WHO verteufelt den Alkoholkonsum geradezu", so Keil. "Dabei führen 10 bis 30 Gramm Alkohol pro Tag nicht nur zu einer verbesserten Lage des Herz-Kreislauf-Systems, sondern zu einer höheren Lebenserwartung insgesamt." Das bestätige auch eine kürzlich im British Medical Journal veröffentlichte Übersichtsarbeit, die auf 84 Studien aus vielen Ländern der Welt beruht. Klares Ergebnis: Das Risiko vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist bei leichtem bis moderatem Alkoholkonsum um rund ein Viertel niedriger als bei Menschen, die gar keinen Alkohol trinken.
In Deutschland werden pro Person und Jahr rund zehn Liter Alkohol konsumiert, das Land gehört damit zur Spitzengruppe weltweit. Werbung für mehr Alkoholkonsum zu machen, sei völlig verfehlt, stellt Keil klar. Ziel des Internationalen Forums sei vielmehr, wissenschaftliche Erkenntnisse sachlich zu vertreten – und das Kulturgut Alkohol nicht zu verteufeln.
Eine kleine Flasche Bier (0,33 Liter, 5 %-Vol.) enthält etwa 13 Gramm, ein Glas Wein (0,2 Liter, 11 bis 13%-Vol.) rund 20 Gramm reinen Alkohol. Die Wirkungsweise des Alkohols auf das Herzkreislaufsystem ist aus der Forschung weitestgehend bekannt: Das "gute" Cholesterin (HDL-Cholesterin) wird erhöht und die Gerinnungsfaktoren werden günstig beeinflusst. So verdünnt der Alkohol das Blut und beugt damit Thrombosen vor.
WWU