29.01.2015
Gemeinsam mit britischen Kollegen sowie Forschern aus New York und Philadelphia hatte der Wissenschaftler daraufhin fünf verschiedene Antibiotika an Zelllinien von acht unterschiedlichen Tumorarten getestet. Vier dieser Antibiotika löschten die Krebsstammzellen bei jedem Test aus. Dies galt für das Glioblastom, die aggressivste Form eines Hirntumors, sowie für Krebserkrankungen der Lunge, Prostata, Brust, Bauchspeichdrüse und Haut, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift für Krebserkrankungen Oncotarget.
Der Grund dafür, dass Antibiotika hier offenbar so wirksam sein können, liegt vermutlich an ihrem negativen Einfluss auf die Mitochondrien. Diese Zellbestandteile werden auch als Kraftwerke der Zellen bezeichnet. Sie liefern Energie, die zum Beispiel Krebsstammzellen benötigen, um zu wachsen und sich zu teilen, wodurch Tumore entstehen, schreibt das Forscherteam. Eine Theorie besagt, dass Mitochondrien im Verlauf der Evolution aus Bakterien hervorgegangen sind, die sich vor Urzeiten mit Zellen verbunden haben. Deshalb wirkten manche Antibiotika, die gegen Bakterien eingesetzt werden, auch auf die Mitochondrien – allerdings nicht in einem Ausmaß, das Menschen gefährlich werde, so die Forscher.
„Ich habe gewusst, dass Antibiotika die Mitochondrien beeinflussen“, sagt Lisanti, „und ich habe erst kürzlich untersucht, wie wichtig sie für das Tumorwachstum sind“. Doch erst durch die Frage seiner Tochter hatte der Wissenschaftler die Verbindung zwischen beidem erkannt. Sollte sich der Zusammenhang zwischen Antibiotika und der Vernichtung von Krebsstammzellen in weiteren Studien bestätigen, könnten in kurzer Zeit neue und günstige Krebsmedikamente zur Verfügung stehen, die schon seit Jahrzehnten verwendet werden, hoffen die Forscher.
HH