11.05.2020
Lamas produzieren zwei Arten von Antikörpern: Eine davon ähnelt den menschlichen Antikörpern, die andere ist dagegen viel kleiner und flexibler. Schon lange bevor die Corona-Pandemie ausgebrach, befassten sich Forscher aus Gent in Belgien und Austin in den USA mit der Wirkung dieser kleinen Antikörper auf das sogenannte Spike-Protein, das den Coronaviren ihren Namen verleiht: Wie Zacken einer Krone (lateinisch: Corona) stehen die Proteine von der Virushülle ab. Sie injizierten Lamas Spike-Proteine des Erregers aus der SARS-Epidemie 2002/03 und des MERS-Erregers und nahmen den Tieren später Blut ab. Was sie fanden, war nicht nur ein Antikörper, der gegen beide Coronaviren wirkte, sondern jeweils einen, der gegen das SARS- und einen, der gegen das MERS-Virus gerichtet war. Als die Coronavirus-Krise ausbrach, testeten die Forscher die Wirkung der kleinen Lama-Antikörper auf SARS-CoV-2. Sie wiesen für einen der beiden alten Antikörper eine Kreuzreaktivität nach. Der gegen das „alte“ SARS-CoV gebildete Antikörper erkannte auch das Spike-Protein von SARS-CoV-2 und neutralisierte es.
Prophylaktische Gabe angedacht
Wie Mitautor Dr. Xavier Saelens von der Universität Gent gegenüber der „New York Times“ mitteilt, haben die Lama-Antikörper noch eine weitere Besonderheit. Sie lassen sich leicht manipulieren, können beispielsweise mit anderen Antikörpern, einschließlich menschlichen, verknüpft oder fusioniert werden und bleiben trotzdem stabil. Die Wissenschaftler betonen, dass dieser Antikörper industriell in großen Mengen produzierbar wäre. Er könnte zum Beispiel vorbeugend verabreicht werden, etwa Mitarbeitern im Gesundheitswesen. Dies käme einer passiven Immunisierung gleich, würde aber keinen dauerhaften Schutz bieten. Vor dem Einsatz beim Menschen müsse jedoch noch getestet werden, wie sicher der Antikörper beim Menschen ist.
ss/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK