12.02.2016
Männer achten auf schöne Gesichter und Rundungen, Frauen auf Einfluss und Reichtum? Diese angeblichen Vorlieben schmelzen mit zunehmender Gleichstellung von Männern und Frauen dahin. Das belegt eine neue Studie von Marcel Zentner, Professor an der Universität Innsbruck, und Alice Eagly, Professorin an der Northwestern University (USA), die Hunderte von Studien aus verschiedenen Disziplinen analysiert hatten. So zeigte sich zum Beispiel, dass die Vorliebe von Frauen für solvente Männer in Ländern mit einer wenig ausgeprägten Gleichstellung wie Korea oder der Türkei doppelt so stark ausgeprägt ist wie in Ländern mit relativ hoher Gleichstellung wie Finnland oder den Vereinigten Staaten. In Finnland legen Männer bei der Partnerwahl offenbar sogar mehr Wert auf Bildung und Intelligenz als Frauen. Ein Blick auf die historischen Trends zeigte zudem, dass eine Änderung von Geschlechterrollen sich auch auf die Partnervorlieben auswirkt, berichten die Psychologen im Fachblatt European Review of Social Psychology.
Das Ergebnis rühre an den Grundfesten der verbreiteten Theorie, wonach wir evolutionsbiologisch darauf programmiert sind, bei der Partnerwahl auf Eigenschaften zu achten, die eine größtmögliche Zahl von Nachkommen garantieren. Es gibt jedoch mittlerweile auch Wissenschaftler, die anders argumentieren: Sie gehen davon aus, dass sich unsere Vorfahren ständig wechselnden Umwelten mit neuen Anpassungsproblemen stellen mussten. Den Überlebensvorteil hatten demnach jene, die flexibel auf Veränderungen in der Umwelt reagieren konnten. In der heutigen Umwelt, in der oft beide Eltern für ein befriedigendes Auskommen arbeiten müssen, suchten Männer gebildete Frauen mit guten Gehaltsaussichten, so die Meinung von Eagly. „Umgekehrt müssen Männer sich nicht zwingend der Vermögensvermehrung widmen. Ihre Erfolgschancen steigen bei Frauen, wenn sie ihr Aussehen pflegen und auch im Haushalt eine gute Figur abgeben“, ist die Psychologin überzeugt.
HH