19.05.2016
Arzneimittel sollen Patienten helfen - doch dazu müssen sie konsequent eingenommen werden. Wenn Patienten ihren Medikamenten misstrauen und sie ohne Absprache mit Arzt oder Apotheker absetzen, sind die Folgen schwerwiegend. Solche Fälle kennen viele Apotheker aus eigener Erfahrung: Sie engagieren sich täglich dafür, dass ihre Patienten ihre Medikamente nicht einfach absetzen und ihrer Therapie treu sind, erklärt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen.
Eine vom Arzt verordnete Therapie kann nur gelingen, wenn sie eingehalten wird. Denn Arzneimittel können erst dann einen bestimmten Wirkstoffspiegel im Körper des Patienten erreichen, wenn sie lückenlos eingenommen werden. Wird der Wirkstoffspiegel mal erreicht und mal nicht, gefährdet das den Therapieerfolg. Die Gründe, warum Patienten sich nicht an die Verordnung des Arztes halten, sind vielfältig: So bezweifeln manche Patienten den Nutzen oder befürchten Neben- und Wechselwirkungen. Andere Patienten vergessen schlichtweg, ihre Arzneimittel einzunehmen. Erkrankte können zudem nicht immer selbst beurteilen, wie wichtig eine Medikamenteneinnahme für sie ist, weil sich die Fortschritte nicht unbedingt sofort auf das Wohlbefinden auswirken. So nehmen Patienten beispielsweise einen hohen Blutdruck nicht wahr. Die Folge: Die Motivation, dauerhaft ein regulierendes Arzneimittel einzunehmen, sinkt. Doch eine unregelmäßige Einnahme wird den Blutdruck nicht nachhaltig senken. Im schlimmsten Fall drohen Herz-Kreislauf-Ereignisse oder ein Schlaganfall.
Wer Routinen schafft und die Medikamente als festen Bestandteil in den Alltag integriert, schafft gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie. Tabletten können beispielsweise griffbereit an einem angestammten Platz liegen. Mit den richtigen Hilfsmitteln wie einem Tablettendispenser werden Arzneimittel für die Woche vorsortiert - die Einnahme der Medikamente zum richtigen Zeitpunkt wird auf diese Weise erleichtert. Es gibt sogar elektronische Systeme, die die Einnahme von Tabletten aus einem Behälter überwachen. Unterstützend wirkt auch das Stellen eines Weckers oder eine digitale Erinnerung, die im Handy eingerichtet wird. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Therapietreue ist auch das Verhältnis zwischen Apotheker und Patient. So kann der Apotheker den Therapieplan erklären und auf Fragen oder Befürchtungen des Patienten eingehen. Betroffene, die ein vom Arzt verordnetes Arzneimittel absetzen wollen, müssen vorher unbedingt mit ihrem Arzt oder Apotheker Rücksprache halten, unterstreicht Apothekerin Ursula Funke. Oft kann ein Gespräch mit dem Apotheker Bedenken aus der Welt schaffen und den Patienten neu für seine Therapie motivieren.
LAK Hessen