Dr. Karen Zoufal
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11.09.2021
Befragungen unter knapp 22.000 US-Amerikanern zufolge nahm mit zunehmender Freizeit auch das Wohlbefinden zu. Bei zwei Stunden erreichte es jedoch ein Plateau und nahm bei fünf Stunden wieder ab. In einer anderen Befragung unter 13.600 Menschen zeigte sich ein ähnliches Bild: Auch hier war überschüssige Freizeit nicht mit mehr Wohlbefinden verbunden.
Um herauszufinden, was hinter dem Phänomen steckt, führten die Forscher zwei Online-Experimente mit mehr als 6.000 Teilnehmern durch, deren Ergebnisse sie in der Zeitschrift „Journal of Personality and Social Psychology“ schildern:
Im ersten Experiment sollten sich die Teilnehmer vorstellen, mindestens ein halbes Jahr lang jeden Tag eine bestimmte Menge an Freizeit zu haben. Diejenigen, die sich gedanklich mit 15 Minuten pro Tag begnügen mussten, rechneten mit mehr Stress und einem geringeren Wohlbefinden als jene, denen 3,5 Stunden pro Tag in Aussicht gestellt wurden. Wer sich dagegen sieben freie Stunden pro Tag vorstellen sollte, rechnete damit, dass das Wohlbefinden aufgrund eines Gefühls der Unproduktivität darunter leiden würde.
Im nächsten Experiment nahmen die Forscher die Produktivität unter die Lupe: Die Teilnehmer wurden gebeten, sich vorzustellen, ihre freie Zeit von 3,5 oder sieben Stunden pro Tag entweder mit Sport oder Hobbys (produktiv) oder mit Aktivitäten wie Fernsehen oder am Computer zu verbringen (unproduktiv). Es zeigte sich, dass Teilnehmer bei einer unproduktiven Freizeit ein geringeres Wohlbefinden erwarteten. Bei produktiven Aktivitäten war es dagegen unerheblich, ob 3,5 oder sieben Stunden Freizeit zur Verfügung standen.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es einen unglücklich machen kann, wenn man ganze Tage frei hat, die man nach eigenem Ermessen ausfüllen kann“, sagte Dr. Marissa Sharif von der Universität Pennsylvania. „Wenn Menschen übermäßig viel freie Zeit haben, z. B. im Ruhestand oder nachdem sie einen Job aufgegeben haben, könnten sie davon profitieren, ihre neu gewonnene Zeit sinnvoll zu verbringen.“
Quelle: DOI 10.1037/pspp0000391