22.06.2020
Große Ereignisse werfen nicht nur ihre Schatten voraus, sondern hinterlassen auch ihre Spuren: Eine neue Untersuchung bringt einen Anstieg der Todesfälle durch die saisonale Grippe mit US-Städten in Verbindung, in denen große Profisport-Veranstaltungen stattfinden. Die Forscher leiten daraus die Warnung ab, dass Stadien während der Covid-19-Pandemie für Besucher nicht zu früh geöffnet werden sollten.
Forscher der West Virginia University haben anhand von Daten der Jahre 1962 bis 2016 festgestellt, dass die Zahl der Grippetoten während der nationalen Football-, Basketball- und Hockeysaison um fünf bis 24 Prozent zunahm, wobei der größte Anstieg bei Spielen der National Hockey League (NHL) beobachtet wurde.
Das Team hatte Städte untersucht, die ein neues Profisportteam hatten, und diese mit Städten ohne Profisport verglichen. Wenn ein neues Team dazukam, gab es in der laufenden und der darauffolgenden Grippesaison etwa 30 bis 40 Grippetote zusätzlich. Hin und wieder kam es zu Unterbrechungen der sportlichen Saison, z. B. gab es 2011 bei der NBL aufgrund von Vertragsstreitigkeiten einen Lockout von fast einem halben Jahr, und 1982 war die Hockeyliga aufgrund von Streiks verkürzt. In diesen Jahren wurden weniger Grippetote gemeldet.
Coronavirus: Hohe Ansteckungsgefahr bei Sportevents
Angesichts der Tatsache, dass das neuartige Coronavirus wahrscheinlich ansteckender und tödlicher ist als die Virusgrippe, befürchten die Wissenschaftler, dass diese Zahl bei Covid-19 deutlich höher ausfallen könnte. Solange kein Impfstoff verfügbar ist und noch keine Herdenimmunität besteht, rät Wirtschaftsprofessor Brad Humphreys: „Lassen Sie die Fans nicht zurück in die Spiele.“ Er verweist auf die Situation dieses Jahr in Italien: Am 19. Februar gab es ein Fußballspiel zwischen Atalanta Bergamo und FC Valencia in Mailand. Zu dem Zeitpunkt gab es in Italien nur drei bestätigte COVID-19-Fälle. Zwei Wochen später waren es allein in Bergamo 997. „Dieses Spiel diente als Super-Spreader-Event.“
ZOU