01.10.2014
Wie die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm in Laborversuchen feststellen konnten, führt Methadon, wenn es zusammen mit einer Chemotherapie eingesetzt wird, zu einem Massensterben sogenannter Glioblastomzellen. Diese bilden die häufigsten bösartigen Hirntumore bei Erwachsenen, die derzeit als unheilbar gelten. „Wir haben entdeckt, dass die zusätzliche Gabe von Methadon bei einer Chemotherapie die Wirkung der Zellgifte um bis zu 90 Prozent verstärkt“, erklärt Dr. Claudia Friesen vom Ulmer Institut für Rechtsmedizin. Das Methadon dockt demnach an den Tumorzellen an und legt dort einen molekularen Schalter um. Dies führt dazu, dass die Krebszelle ihre Schleusen öffnet und die Wirkstoffe der Chemotherapie ungehindert in die Zelle eindringen können.
Eine mit Methadon behandelte Tumorzelle nehme nicht nur mehr Zellgift auf, sondern gebe auch viel weniger davon wieder ab, erläutern die Forscher. Damit werde eine weitere Verteidigungsstrategie der Krebszellen ausgehebelt: Als Abwehrreaktion auf das Zellgift pumpen diese normalerweise das Medikament schnellstmöglich wieder nach draußen. Methadon jedoch störe die Pumpmaschinerie, so dass eine größere Menge des Krebsmedikaments über einen längeren Zeitraum in der Zelle verbleibt. Die Chemotherapie wiederum bewirke, dass sich die Zahl der Methadon-Andockstellen auf der Krebszelle erhöhe, so die Wissenschaftler. Ein Kreislauf, durch den sich Krebsmedikament und Methadon gegenseitig immer weiter hochschaukeln, bis die Krebszelle stirbt. Sogar Glioblastome, die sich gegen die bisherigen Therapien als resistent erwiesen haben, wurden so fast komplett zerstört, berichten Friesen und ihre Kollegen. In klinischen Studien wollen die Forscher nun prüfen, ob die Kombination auch unter Alltagsbedingungen ihr Versprechen halten kann.
HH