06.02.2015
Vokabeln zu pauken, ist für die meisten Schüler eine langweilige Pflichtübung. Leichter kann es gehen, wenn mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Dies fanden deutsche Forscher heraus, die Studienteilnehmer "Vimmi" lernen ließen, eine eigens für wissenschaftliche Zwecke entwickelte Kunstsprache.
„Am besten konnten sich die Teilnehmer an einen zu lernenden Begriff erinnern, wenn sie ihn selbst mit Gesten ausdrückten“, sagt Katja Mayer vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Etwas weniger, aber immer noch hilfreich sei das Lernen mit Bildern, die zum Wort passen. „Hörten sie den Begriff und seine Übersetzung und sahen zusätzlich ein Bild davon, konnten sie sich die Übersetzung ebenfalls besser merken“, erläutert Mayer. Weniger gut ließen sich die fremden „Vimmi“-Worte erlernen, wenn der Begriff nachgezeichnet oder eine zum Wort passende Geste nur beobachtet wurde. Beides habe sich nicht vom reinen Hören unterschieden, so die Wissenschaftlerin.
Dass sich die Art zu lernen tatsächlich auf das Gehirn auswirkt, konnten die Forscher zudem an der Gehirnaktivität zeigen. So waren unter anderem auch Gehirnregionen des Bewegungssystems aktiv, wenn ein Studienteilnehmer nach der einwöchigen Lernphase einen mit Gesten gelernten Begriff übersetzte. Dagegen wurden Bereiche des Sehsystems bei Wörtern aktiviert, die in der Lernphase von Bildern begleitet worden waren.
Aus ihren Ergebnissen schließen die Forscher, dass sich das Gehirn Vokabeln leichter merken kann, wenn Informationen aus unterschiedlichen Sinnesorganen miteinander verknüpft werden. Möglicherweise verstärkten sich diese Assoziationen gegenseitig, so die Forscher. Ihnen zufolge lernen wir mit allen Sinnen, wobei auch Schmecken und Riechen oder Gefühle eine wichtige Rolle spielen. Doch funktioniert das multisensorische Lernen nach dem Motto: Je mehr Sinne, desto besser? „Wahrscheinlich ja. Aber wie stark sich der Lernerfolg durch mehrere Sinne steigern lässt, wissen wir nicht“, sagt Katharina von Kriegstein, die die Studie leitete. Die einzelnen Sinneseindrücke sollten aber idealerweise zusammenpassen. „Wer also zum Beispiel das spanische Wort für Apfel lernen will, sollte eine Apfel-Geste machen, einen Apfel schmecken oder ein Apfelbild betrachten", sagt die Wissenschaftlerin.
HH