21.03.2012
Sie äußert sich wie ein unangenehmer Kater: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen. Unter der akuten Höhenkrankheit leidet immerhin jeder vierte Reisende, der zum Bergsteigen, Wandern oder Skifahren in die Berge fährt. Forscher der Universität Stanford in den USA haben nun herausgefunden, dass der entzündungshemmende Wirkstoff Ibuprofen gegen die Symptome der Erkrankung helfen kann.
In einer Studie haben die Wissenschaftler 58 Männer und 28 Frauen untersucht, die eine Nacht in großer Höhe verbrachten. Auf der Talstation auf 1250 Metern bekamen die Testpersonen vor dem Aufstieg auf den Berg entweder eine Tablette mit 600 Milligramm Ibuprofen oder ein Scheinmedikament, ein sogenanntes Placebo. Dann bestiegen sie den Berg zu einer Zwischenstation auf etwa 3500 Metern und bekamen eine zweite Dosis. Eine dritte Tablette bekamen die Freiwilligen auf 3800 Metern, wo sie auch die folgende Nacht verbrachten.
In der Gruppe der Testpersonen, die ein Placebo bekamen, zeigten über zwei Drittel (69 Prozent) Anzeichen einer Höhenkrankheit. Bei denjenigen, die Ibuprofen bekommen hatten, waren es nur 43 Prozent. Der Wirkstoff senkte die Wahrscheinlichkeit für die Höhenkrankheit also um 26 Prozentpunkte, so die Experten. Insgesamt seien die Symptome bei den mit Ibuprofen behandelten Freiwilligen milder ausgeprägt gewesen als in der Placebogruppe.
Die Höhenkrankheit wird durch den geringeren Luftdruck in großen Höhen ausgelöst. Dadurch kommt weniger Sauerstoff ins Gehirn. Noch ist nicht ganz klar, wie genau die Symptome der Höhenkrankheit entstehen. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass der Sauerstoffmangel dazu führt, dass das Gehirn durch Einlagerung von Flüssigkeit anschwillt und so Übelkeit und Kopfschmerzen ausgelöst werden. Ibuprofen ist ein entzündungshemmender Wirkstoff, der häufig als Schmerzmittel eingesetzt wird. Wahrscheinlich verhindert er auch die Einlagerung der Flüssigkeit und somit die Schwellung des Gehirns.
Die Höhenkrankheit ist nicht nur unangenehm. Unbehandelt kann sie wegen der ausgedehnten Hirnschwellung sogar zum Tod führen. Zwar gibt es bereits andere Medikamente, die die Höhenkrankheit verhindern können wie etwa Kortisonpräparate oder Acetazolamid, allerdings haben diese Medikamente deutlich stärkere Nebenwirkungen als Ibuprofen. Das freiverkäufliche Präparat könnte darum eine echte Alternative für Freizeitsportler sein. Dennoch müsse der Einsatz von Ibuprofen zur Verhinderung der Höhenkrankheit im Freizeitsport gut abgewogen werden, so die Experten. Eine generelle Empfehlung wollen sie noch nicht aussprechen.
KK