03.09.2013
Im Kampf gegen Krebs haben Heidelberger Forscher eine neue Möglichkeit gefunden, wie sich Krebszellen gezielt ansteuern und zerstören lassen. Sie bedienen sich dabei der Hilfe eines Virus, das so gut wie jeder durch Krankheit oder Impfung persönlich kennt – das Masernvirus.
Die Forscher des Nationalen Centrums für Tumorforschung (NCT) in Heidelberg haben ein abgeschwächtes Masernvirus, das für Impfungen verwendet wird, genetisch so verändert, dass es ausschließlich Krebszellen ansteuert. "Wir verändern das Virus derart, dass es gezielt an Rezeptoren der Krebszellen andockt und nicht etwa gesunde Zellen angreift", so Dr. Guy Ungerechts vom NCT. Sind die Viren erst einmal in die Krebszellen eingedrungen, zerstören sie diese. Darüber hinaus helfen die veränderten Masernviren dem Immunsystem, den Tumor als schädlich wahrzunehmen und anzugreifen. Dazu lösen sie die Freisetzung von Botenstoffen aus, welche körpereigene Abwehrzellen anlocken. Diese greifen dann die Krebszellen an, die von den Viren nicht erreicht worden seien, heißt es von Seiten der Forscher.
Nach erfolgreichen Versuchen im Labor sollen nun klinische Studien mit Menschen folgen. "Wir werden zunächst Patienten mit weit fortgeschrittenen Tumorleiden behandeln, um die Verträglichkeit dieser neuen Behandlungsmethode zu untersuchen und um erste Hinweise auf die Wirksamkeit zu bekommen", so Ungerechts. Darüber hinaus arbeiten die Forscher daran, das Therapiekonzept weiter zu entwickeln. Denkbar sei etwa, die Masernviren so zu verändern, dass sie Selbstmordgene tragen. Diese führen dazu, dass infizierte Krebszellen einen für gewöhnlich harmlosen Stoff in ein Zellgift umwandeln und sich so von innen heraus selbst zerstören.
Deutsche Krebshilfe/HH