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28.10.2022
In früheren Untersuchungen hatte das Team festgestellt, dass es bei Kindern, die noch Mittagsschlaf halten, in einem Bereich des Gehirns Unterschiede im Vergleich zu Kindern gibt, die tagsüber nicht mehr schlafen. Der sogenannte Hippocampus ist eine Hirnregion des Gehirns, in der Erinnerungen kurzfristig abgelegt werden, bevor sie langfristig im Großhirn gespeichert werden.
Rebecca Spencer von der Universität Kalifornien erläuterte: „Das Mittagsschläfchen dient der Verarbeitung von Erinnerungen. Wenn der unreife Hippocampus kleiner Kinder seine Grenze an Erinnerungen erreicht, werden sie müde.“ Beim Mittagsschlaf gelangt Gelerntes in das Großhirn, sodass Platz für neue Informationen frei wird. Spencer veranschaulicht: „Bei kleinen Kindern ist der Hippocampus wie ein kleiner Eimer. Er füllt sich schnell und läuft über. Das passiert unserer Meinung nach bei den Kindern, die noch schlafen. Ihr Hippocampus ist weniger ausgereift und sie müssen diesen Eimer häufiger leeren.“ Die Studienergebnisse sind im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht.
Mittagsschlaf dient der Verarbeitung von Informationen
Später brauchen die Kinder den Mittagsschlaf nicht mehr, weil ihr Hippocampus so weit gereift ist, dass ihr „Eimer“ nicht überläuft: Sie können alles Erlebte und Gelernte bis zum Ende des Tages speichern und beim Schlaf in der Nacht verarbeiten, glauben die Forscher.
Die neuen Erkenntnisse unterstreichen, dass es wichtig ist, Kindern bis ins Vorschulalter die Gelegenheit zu einem Mittagsschlaf zu geben. Spencer meint: „Dies ist eine wichtige Zeit des Lernens. Warum sollten Kinder aufhören, mittags zu schlafen, wenn es beim Lernen hilft? Einige von ihnen brauchen ihn noch, andere vielleicht nicht. Aber wenn sie tagsüber schlafen, wissen wir, dass es ihrem Lernen zugutekommt.“ Ein erzwungenes Weglassen des Mittagsschlafs könne demnach zu Problemen mit dem Gedächtnis und dem Lernen führen.
Quelle: DOI 10.1073/pnas.2123415119