16.06.2020
Schon länger stehen Epstein-Barr-Viren im Verdacht, mit dem Krankheitsgeschehen bei Multipler Sklerose im Zusammenhang zu stehen. Da sich aber die meisten Menschen im Laufe des Lebens mit diesen Viren infizieren, lässt sich das schlecht nachweisen. Ein Forschungsteam der Charité in Berlin konnte nun aber zeigen, dass in ihrer Studie ausnahmslos alle Menschen mit Multipler Sklerose Antikörper gegen Epstein-Barr-Viren im Blut hatten.
Die Wissenschaftler hatten 901 Patienten im Alter von 27 bis 40 Jahren mit Multipler Sklerose untersucht: 839 von ihnen hatten Antikörper gegen ein typisches Merkmal des Epstein-Barr-Virus, und bei weiteren 45 Patienten wurden durch einen zweiten Test Antikörper gegen ein anderes Merkmal nachgewiesen. Von den verbleibenden 17 Patienten wiesen alle in einem dritten Test Antikörper gegen weitere Virusproteine auf. Die Patienten mit Multipler Sklerose waren demnach zu 100 Prozent mit Epstein-Barr-Viren infiziert.
Infektion oft ohne Symptome
In der Vergleichsgruppe mit Personen ohne Multiple Sklerose im selben Alter wurden anhand der drei verschiedenen Methoden dagegen nur bei 95 Prozent der Teilnehmer Antikörper gegen Epstein-Barr-Viren nachgewiesen. Dies erhärtet den Verdacht, dass eine Infektion mit diesen Viren zur Entstehung von Multipler Sklerose beitragen könnte.
Die Infektion mit Epstein-Barr-Viren verläuft sehr oft symptomlos, kann aber auch das Pfeiffersche Drüsenfieber auslösen. Ähnlich wie Windpocken- oder Herpes-Viren überdauern Epstein-Barr-Viren lebenslang im Körper. Man vermutet, dass sie an der Entstehung einiger Krebsarten und Autoimmunerkrankungen – wie der Multiplen Sklerose – beteiligt sind. Dieser Zusammenhang ließ sich bisher jedoch nicht zweifelsfrei nachweisen, da bis zu 98 Prozent der Erwachsenen infiziert sind.
ZOU