Dr. Karen Zoufal
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14.05.2021
Auf viele Patienten mit Multipler Sklerose hat Sonnenlicht einen positiven Einfluss. Das scheint nicht nur an mehr Vitamin D zu liegen, das durch UV-Strahlung in der Haut produziert wird, sondern auch an Beta-Interferon, einem körpereigenen Botenstoff, der bereits für die Therapie der Erkrankung eingesetzt wird.
Schon seit etwa 60 Jahren weiß man, dass das Risiko für Multiple Sklerose bei Personen größer ist, die in Regionen mit wenig UV-Strahlung leben und einen niedrigen Vitamin D-Spiegel haben. Forscher der Universität Münster haben dies durch aufwendige Auswertungen der Daten von knapp 2000 Patienten aus 21 Regionen in Deutschland bestätigt: Je weiter südlich der Wohnort der Patienten lag, umso geringer war der Schweregrad ihrer Multiplen Sklerose, während ihr Vitamin D-Spiegel höher war.
Das galt jedoch nicht für Personen mit empfindlicher Haut, die eine bestimmte Veränderung in einem Gen für den Melanocortinrezeptor 1 (MC1R) tragen – diese Variante kommt bei rothaarigen Personen vor und ist als Risikofaktor für Multiple Sklerose bekannt. Bei ihnen schien sich UV-Strahlung sogar negativ auszuwirken, denn in bildgebenden Untersuchungen fanden sich mehr typische Schäden, je weiter südlich sie lebten.
Auch Patienten, die mit Beta-Interferon behandelt wurden, profitierten nicht von mehr Sonnenlicht. Die Forscher vermuten deshalb, dass dieser Signalweg durch Sonnenlicht nicht weiter verstärkt werden kann.
Trotz der positiven Wirkung von Sonnenlicht raten die Forscher zur Vorsicht und erinnern an den notwendigen Sonnenschutz. Eine halbe Stunde Sonne pro Tag halten sie aber besonders für Menschen mit Multipler Sklerose für sinnvoll.
Quelle: 10.1073/pnas.2018457118