Psyche

Negative Gedanken unterdrücken? Das kann gut für die Psyche sein

ZOU  |  27.09.2023

Nach der allgemeinen Lehrmeinung ist es schädlich für die psychische Gesundheit, negative Gedanken zu unterdrücken. Eine Forschungsgruppe der Universität Cambridge hat in einer Studie mit 120 Freiwilligen das Gegenteil festgestellt: Fast alle profitierten von einer Schulung, in der sie übermächtige beunruhigende Gedanken zu unterdrücken lernten.

Junge Frau, lächelt in die Kamera.
Negative Gedanken und Gefühle zu stoppen, hat offenbar Vorteile für die psychische Gesundheit.
© Ridofranz/iStockphoto

Durch die Schulung verbesserte sich die psychische Gesundheit nahezu aller Teilnehmenden, indem sich ihre negativen Gedanken nicht mehr so lebendig in den Vordergrund schoben und den Alltag weniger beeinträchtigten. Allgemein wird angenommen, dass unterdrückte Gefühle und Gedanken im Unterbewusstsein schwelen und das Wohlbefinden auf Dauer beeinträchtigen. So ist ein Ziel der Psychotherapie, ihnen auf den Grund zu gehen und den Umgang damit zu lernen.

Negativen Gedanken stattdessen keinen Raum zu geben, erscheint erst einmal schwierig, nach dem Motto: „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten.“ Dennoch haben die Forschenden eine Methode entwickelt, mit der sich negative Gedanken in den Griff bekommen lassen. In der Zeitschrift „Science Advances“ beschreibt das Team die Effekte des 20-minütigen Trainings, das drei Tage lang wiederholt wurde.

Dr. Zulkayda Mamat, die mit den Teilnehmenden gearbeitet hat, sagte: „Es war sehr deutlich, dass die Ereignisse, deren Unterdrückung die Teilnehmer übten, weniger lebhaft waren und weniger emotionale Angst auslösten und dass sich ihre die psychische Gesundheit insgesamt verbesserte.“ Sowohl direkt nach dem Training als auch nach drei Monaten war dies deutlich festzustellen. Das Unterdrücken negativer Gedanken verbesserte sogar die psychische Gesundheit von Personen, die wahrscheinlich eine posttraumatische Belastungsstörung hatten: Bei ihnen nahmen negative psychische Symptome im Durchschnitt um 16 Prozent ab, während positive um fast 10 Prozent anstiegen.

Obwohl die Teilnehmenden nicht gebeten wurden, die Technik weiter zu praktizieren, behielten viele sie bei. Nach drei Monaten stellte Mamat fest, dass die Vorteile anhielten, insbesondere bei denjenigen, die die Technik weiterhin anwendeten: „Die Nachbeobachtung war meine Lieblingszeit während meiner gesamten Doktorarbeit, denn jeder Tag war eine Freude. Die Teilnehmenden sagten mir, wie hilfreich sie die Methode fanden. Niemand sagte: ‚Ich fühle mich schlecht‘ oder ‚Das war nutzlos‘.“

Generell profitierten besonders Menschen mit schwereren psychischen Symptomen von der Schulung zur Unterdrückung ihrer Ängste – was der Lehrmeinung widerspricht, dass Unterdrücken schädlich ist. Es kam auch nur sehr vereinzelt zu einem „Rebound“, bei dem sich die Personen nach einiger Zeit wieder stärker an negative Gedanken und Ereignisse erinnerten.

Quelle: DOI 10.1126/sciadv.adh5292

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